Bahnchef diskutiert über "Stuttgart 21": "Wir machen keinen Blödsinn"
Bahnchef Grube hat eine Bürgerversammlung der Filderkommunen besucht. Bei der Diskussion zum Bahnprojekt "Stuttgart 21" versprach er, Bürgeranfragen zukünftig in 14 Tagen zu beantworten.
LEINFELDEN-ECHTERDINGEN dapd | Bahnchef Rüdiger Grube diskutierte am Montagabend mit 450 Bürgern zu den Auswirkungen des Bahnprojektes auf die Filderkommunen. Die Anwohner forderten vom Bahnchef unter anderem Auskunft darüber, wie angesichts des zu erwartenden höheren Zugaufkommens Lärm und Erschütterungen in ihrem Wohngebiet vermieden werden können.
Der von der Schutzgemeinschaft Filder geforderte Baustopp des umstrittenen Bahnprojekts wurde bei der Veranstaltung von Grube nur indirekt angesprochen. Die Bürgerinitiative argumentiert, ohne Baugenehmigung für den Streckenabschnitt Leinfelden-Flughafen-Messe bestehe überhaupt kein Anlass, teure Fakten zu schaffen, die man später vielleicht zurücknehmen müsse. Grube betonte, ein Vergabestopp käme nicht in Frage. Er könne in laufende Ausschreibungen nicht eingreifen, da er sich sonst strafbar mache. Er versicherte aber: "Wir machen da keinen Blödsinn. Es wird nichts gebaut, was später nicht genutzt wird."
Grube betonte, das noch offene Planfeststellungsverfahren für den Streckenabschnitt Leinfelden-Flughafen-Messe sei in Vorbereitung. Die Bürger wollen hier sicherstellen, dass sie mit ihren Einwänden nicht übergangen werden. Der Konzernbevollmächtigte für das Land Baden-Württemberg, Eckart Fricke, fügte hinzu, bis Sommer 2011 würden alle Unterlagen an das Eisenbahnbundesamt weitergereicht. Danach beginne die Offenlegung und das Anhörungsverfahren.
Nach Angaben von Grube soll zudem die Finanzierung eines zweiten Gleises für die Bahnhofszufahrt zum geplanten Fernbahnhof Flughafen demnächst festlegt werden. Das Gleis war von den Anwohnern gefordert worden und ist ein Ergebnis der "Stuttgart 21"-Schlichtung. "Ich setzte mich sehr für die zweigleisige Anbindung ein", sagte Grube. Bund, Land, Stadt und Region würden sich als Projektträger in Kürze über diese Frage zusammensetzen. An 35 Millionen Euro könne dies nicht scheitern, sagte Grube.
Grube betonte, nicht die Bahn bestimme über den Lärmschutz. Dieser werde vielmehr vom Eisenbahnbundesamt und vom Bundes-Immissionschutzgesetz vorgegeben. Er könne nachvollziehen, dass sich die Bürger Sorgen über mögliche zusätzliche Lärmbelastung machten. Vom Güterverkehr drohe jedoch keine Gefahr, denn dieser dürfe den Streckenabschnitt auf den Fildern nicht befahren. "Das kann ich persönlich hier zusagen", sagte Grube.
Konzernbevollmächtigter Fricke führte aus, neben den 148 S-Bahnen in beiden Richtungen am Tag seien 16 Fernzüge und 46 Regionalzüge geplant. Er hob hervor, dass ein ICE bei gleicher Geschwindigkeit nicht lauter sei als eine S-Bahn. Grund seien unterschiedliche Bremssysteme. An- und Abfahrtgeräusche bei einer S-Bahn könnten sogar mehr stören als ein vorbeifahrender ICE. Dies könne bei Bedarf auch demonstriert werden.
Grube versprach, künftig alle Bürgeranfragen binnen 14 Tagen zu beantworten und zu weiteren Informationsbesuchen zu kommen. "Wir sind bereit wiederzukommen. Wir laufen nicht weg", sagte er. Bei einem ersten kurzen Treffen mit Vertretern der Filderkommunen und Anwohnern vor knapp anderthalb Monaten hatte Grube versprochen, bei einem zweiten Besuch genug Zeit für noch offene Fragen mitzubringen.
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