Bahn: Neue Farben auf der Schiene
Brandenburgs Landesregierung will den Regionalverkehr ausschreiben. Darunter ist auch die am meisten befahrene Strecke der Region, der RE1 von Brandenburg nach Eisenhüttenstadt.
Regionalbahnen in Berlin und Brandenburg könnten in Zukunft blau-gelb sein. Oder gelb-grün. Denn im Herbst werden die ersten 16 Regionallinien öffentlich ausgeschrieben - und ein neuer Betreiber bringt meist neue Züge mit anderen Farben auf die Schiene. Mit dabei ist die am stärksten befahrende Linie in der Region - der RE 1. Rund 17.000 Fahrgäste steigen auf dem Abschnitt zwischen Zoologischer Garten und Potsdam täglich ein und aus.
Die Ausschreibung der stark frequentierten Strecke ist ein Novum. Bislang vergab das Land Brandenburg die Linien in einem Paket an die Deutsche Bahn. 22 Millionen Zugkilometer für rund zwei Milliarden Euro. Doch die Vereinbarung läuft 2012 aus.
Das Land erhofft sich durch die Ausschreibung vor allem finanzielle Vorteile. "Einsparungen in Höhe von 20 Prozent sind ein üblicher Wert", sagt Egbert Neumann, Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Raumneuordnung. Das eingesparte Geld solle wieder direkt in die Bahn-Infrastruktur fließen. Zum Beispiel in die Strecke Berlin-Potsdam.
Doch den RE 1 gibt es nicht alleine. Damit sich die Bewerber nicht nur auf die attraktiven Strecken stürzen, hat das Land das große Paket in kleinere Päckchen aufgeteilt. Die enthalten drei bis sieben Linien, attraktive und weniger attraktive. "Wir wollten die Päckchen nicht zu groß machen, damit sich auch kleinere Unternehmen an der Ausschreibung beteiligen können", so Neumann. Darüber hinaus gibt das Land Kriterien vor, die der Bewerber erfüllen muss. Dazu gehören zum Beispiel behindertengerechte und klimatisierte Züge sowie Möglichkeiten zum Fahrradtransport.
Fahrgastverbände wünschen sich jedoch mehr. "Es wäre im Sinne der Fahrgäste, ihre Rechte schon in der Ausschreibung klar zu stellen", sagt Stefan Jugelt, Vorstandsvorsitzender von Pro Bahn. Kritik kommt auch von den Brandenburger Grünen. Auch wenn die Ausschreibung grundsätzlich zu befürworten sei, hätte sie schon viel früher stattfinden müssen. Durch den fehlenden Wettbewerb verdiene die Bahn am Regionalverkehr, ohne entsprechende Leistungen zu bringen.
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