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Archiv-Artikel

Bahn verklagt Siemens

Die Rheinbahn legt sich mit dem Weltkonzern Siemens an – seine Züge sollen voller Mängel sein

DÜSSELDORF taz ■ Die niederrheinische Verkehrsgesellschaft Rheinbahn hat genug von mangelhaften Zügen: Sie will die Firma Siemens, die ihre Niederflur-Straßenbahnen, die so genannten „Silberpfeile“ hergestellt hat, jetzt verklagen. An den Wagen mit dem niedrigen Einstieg gebe es eine „ellenlange Mängelliste“, sagt Rheinbahnchef Herbert Felz. Deshalb verlange man jetzt Schadensersatz in Millionenhöhe.

Schon 1999, als die letzten Niederflurzüge geliefert wurden, fanden sich die ersten Risse an den Drehgestellen, mehrere Wagen wurden aus dem Verkehr gezogen. Inzwischen muss die Rheinbahn immer mehr Defekte feststellen: Der Verschleiß der Gelenkstangen am Fahrwerk und der Radreifen ist zu hoch, die Lager der Laufräder müssen viel zu oft gefettet werden und auch die Achsen gehen viel zu früh kaputt. „Unsere Wartungen werden die nächsten zwanzig Jahre viel teurer sein als erwartet“, sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher.

Dabei wurden die neuen Züge mit dem niedrigen Einstieg zunächst von Fahrgastverbänden und KundInnen begrüßt und die Rheinbahn jubelte: „Dies ist die Bahn fürs nächste Jahrtausend“. KundInnen mit Kinderwagen, RollstulfahrerInnen und ältere Menschen konnten nun beschwerdefreier einsteigen. Und alle Fahrgäste profitierten von den großen Panoramafenstern und den bequemen Sitzpolstern. Das städtische Verkehrsunternehmen hatte 48 dieser Züge beim Siemens-Konzern bestellt – und etliche Sonderwünsche angemeldet.

Nach Meinung des Fahrgastverbandes Pro Bahn zu viele. „Wir brauchen wieder die Idee des Einheitswagens“, sagt Claus Lietmeyer von Pro Bahn. In Dresden beispielsweise liefen die Züge ganz hervorragend, die Städte sollten sich endlich bundesweit auf ein Erfolgsmodell einigen. Für Lietmeyer macht die Klage gegen Siemens trotzdem Sinn. „Die Garantieleistungen des Herstellers wurden nicht eingehalten, also müssen sie zahlen“, sagt der Bahnspezialist.

Siemens will sich nicht zu seinen Produkten äußern. Der Konzern will aber versuchen, die bevorstehende Klage noch abzuwenden. „Wir sind mit der Rheinbahn im Gespräch, um doch noch zu einer Einigung zu kommen,“ sagt Siemens-Sprecherin Nicole Weber. ANNIKA JOERES