Bärenmanagement in Bayern: Problembär hinter Glas und Riegel

Zwei Jahre nach dem Abschuss von Braunbär Bruno haben sich die Gemüter in Bayern nicht beruhigt. Ein Bärenmanagementplan soll künftig ähnliche Schwierigkeiten verhindern.

Fachgerecht präpariert: der Ex-Schadbär, inszeniert als Honigdieb. Bild: ap

MÜNCHEN taz Wie soll man ihn nennen? Ein Braunbär war Bruno natürlich, bald wurde er zum Medienbär, dann zum Problembär und schließlich zum Schadbär. Ab heute nun ist Bruno ein Museumsbär. Knapp zwei Jahre nach seinem Abschuss hat er im Münchner Museum Mensch und Natur seinen Platz gefunden. In über 1.400 Arbeitsstunden wurde das Tier präpariert, das im Sommer 2006 nach Bayern gekommen war und weltweit für Aufregung gesorgt hatte. Die Tatze am Bienenstock steht Bruno nun in einem Glaskasten im ersten Stock. Halb aufgerichtet, die Augen schreckgeweitet.

Die Haltung soll verdeutlichen, in welchem Spannungsfeld sich Bruno sein kurzes Leben bewegt hat. 350 Kilometer war er marschiert, von Italien nach Österreich und Deutschland. Dabei riss er über 50 Haustiere und erschreckte die Menschen so, dass die bayerische Regierung erst fünf finnische Bärenjäger samt Karelischen Bärenhunden auf ihn losließ und ihn dann zum Abschuss freigab. Am 26. Juni 2006 wurde er nahe der Rotwandhütte erlegt.

"Ein Bär von der Stange wäre nicht passend gewesen", erklärt Museumsleiter Michael Apel. Lange habe man überlegt, wie man das Präparat präsentiere. Man wolle die Diskussion versachlichen, könne aber die Emotionen um den ersten bayerischen Bären seit 170 Jahren nicht komplett ausblenden. Auf der Pressekonferenz kurz nach dem Abschuss hatte der Ortsbürgermeister derart ungestüm geklagt ("Ich dachte, bei uns ist die Todesstrafe abgeschafft!"), dass ihm Strom und Licht abgedreht wurden. Im Ministerium des damaligen Umweltministers Werner Schnappauf (CSU) landeten Bombenattrappen und Briefumschläge mit Scheiße. Und auch außenpolitisch führte Bruno zu Verstimmungen: Schnappaufs Ressortkollege aus Rom forderte die Herausgabe des Kadavers - schließlich sei der Bär in Italien zur Welt gekommen.

Ganz vorbei ist die Aufregung noch nicht. Zur offiziellen Ausstellungseröffnung heute wollen Tierschützer gegen die Jagd im Allgemeinen und den Umgang mit Bruno im Besonderen demonstrieren. Und im Umweltministerium ist man weiter in Habt-Acht-Stellung. Die Frage nach der Position der Einschusslöcher oder dem Kaliber wies der zuständige Ministerialdirigent Christoph Himmighoffen gestern brüsk zurück: "Da machen wir nicht mit!" Es gebe weiterhin weder Informationen zum Kaliber noch der Waffe, die vielleicht Rückschlüsse auf die Identität des Schützen zuließen.

Auch von einem Bären-"Willkommen" (Schnappauf im Mai 2006) ist man inzwischen abgekommen. Im neuen bayerischen Bärenmanagementplan ist ein Einwandern zwar vorgesehen. "Aber die Zahl der Konflikte wird über den Umgang mit dem jeweiligen Bären entscheiden", sagt Manfred Wölfl, Bärenbeauftragter der Staatsregierung. Mit Spannung blicke er auf 2009. Dann sollen sich im Trentino bis zu zehn Jungbären auf die Reise machen - vielleicht wieder nach Bayern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.