Badeunfälle: „Das Schwimmen nie gelernt“

Am Wochenende ertranken zwei jugendliche Geflüchtete. Die DLRG fordert, die Flüchtlinge besser über die Gefahren beim Baden aufzuklären

Jeden Sommer suchen und finden die DLRG-RetterInnen Ertrunkene in Badeseen Foto: dpa

Dramatisches Wochenende in Hamburgs Gewässern: Am vorigen Samstag ertrank ein 17-jähriger Eritreer im Allermöher See in Bergedorf. Ein ebenfalls 17-Jähriger aus Afghanistan starb am darauffolgenden Tag im selben Badesee. Außerdem wird seit Samstag ein 27-jähriger Eritreer vermisst, der auf der Elbe schwamm und mit einem Motorboot kollidierte. Die DLRG fordert die Behörden nach den Unfällen zum Handeln auf.

Bei allen drei Personen handelte es sich um Geflüchtete. Für Heiko Möhlmann, Präsident der DLRG in Hamburg, sind die Badeunfälle von Flüchtlingen keine Neuigkeit: „Viele haben das Schwimmen in ihren Herkunftsländern nie gelernt.“ Schon im vergangenen Jahr waren übermäßig viele Flüchtlinge beim Schwimmen gestorben. Gerade bei gutem Wetter – wie am vergangenen Wochenende – „sehen sie den Spaß am Baden, können aber die Gefahr noch nicht erkennen“, so Möhlmann.

Schilder, die auf die Gefahren hinweisen, gibt es an Badeseen wie dem Allermöher See – häufig jedoch nur in deutscher Sprache. Von „größter Wichtigkeit“, sagt Möhlmann, sei es, dass auch in anderen Sprachen auf Gefahren beim Schwimmen hingewiesen wird. Flüchtlinge, die noch nicht lange in Deutschland leben und dementsprechend wenig Deutsch sprechen oder lesen, könnten sich so nicht über die Gefahren informieren.

Kerstin Graupner vom Zentralen Koordinierungsstab für Flüchtlinge der Stadt betont, dass sich Unglücke wie am Wochenende nicht völlig ausschließen lassen. Die von Möhlmann geforderte Aufklärung über die Gefahren wollen die Behörden jetzt vermehrt in den Flüchtlingsheimen betreiben. „Wir können aber keinen Zaun um den See machen und nur die Geflüchteten aussperren“, sagt Möhlmann. Es gebe auch Grenzen der behördlichen Sicherheitsfürsorge.

Eine Ausweitung des schulischen Schwimmunterrichts, hinsichtlich der Minderjährigkeit der beiden Toten, hält Peter Albrecht, Sprecher der Hamburger Schulbehörde, für nicht umsetzbar. Schwimmunterricht gibt es in der dritten und vierten Klasse. Jugendliche Flüchtlinge, die höhere Jahrgänge der Schulen besuchen, erhalten Gutscheine für Schwimmkurse in den Hamburger Schwimmbädern. Verpflichtend, wie in den unteren Jahrgängen, sind die Kurse nicht. „Das würde die Schulen völlig überfordern“, sagt Albrecht.

Das Bergedorfer Bezirksamt, das für den Allermöher See zuständig ist, sieht auch keinen großen Handlungsbedarf. „Es ist ein öffentliches Gewässer und somit auf eigene Gefahr zu betreten“, sagt Sprecher Andreas Aholt. Außerdem gebe es dort eine Badeaufsicht. Jedoch sei es für die Rettungsschwimmer in beiden Fällen nicht möglich gewesen, die Jugendlichen noch zu retten.

Im Allerhöher See gab es in der Vergangenheit mehrere Unfälle. „Die ersten zehn Meter des Allermöher Sees sind ganz seicht, doch danach kommt eine steile Abbruchkante“, sagt Möhlmann. An dieser Stelle sei es für unerfahrene SchwimmerInnen risikoreich: „Die Gefahren müssen dort einfach besser aufgezeigt werden.“

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