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Badetradition"Antwort im Bad"

Ungarn hat mehr als 1.300 Thermalquellen, die höchste Dichte weltweit

Gymnastik im Thermalbad Harkány Bild: Herman Brinkman/sxc

taz: Herr Sztojanovits, warum ist Ungarn so reich an Quellen?

Kristóf Sztojanovits: Geografisch kann ich das nicht erklären, interessant ist aber eines: In den Fünfzigerjahren, als wir ein kommunistisches Land waren, mussten wir für unsere Schwerindustrie Öl bereitstellen. Man fing an, Löcher zu bohren in dem Glauben, wo Wasser sei, sei auch Öl. Überall aber kam Heilwasser hoch, eine Menge Quellen wurden so geschaffen. Unsere wichtigsten sind aber schon seit Jahrhunderten bekannt.

Es heißt, in den Bädern Budapests wurden Geschäfte und politische Deals besiegelt. Welche Bedeutung hat die Badekultur heute noch?

Die Bäder stehen immer noch in engem Zusammenhang mit dem Gesellschaftsleben. Wenn Sie wissen wollen, wer mit wem und warum, dann gehen Sie in eines der Budapester Bäder. Sie werden die Antworten finden.

Wie lange muss man baden, um etwas zu spüren?

Man muss Relaxen und Heilen voneinander unterscheiden. Wenn Sie die Heilkraft nutzen möchten, müssen Sie zwei, drei Wochen bleiben und 30- oder 40-mal ausgiebig baden.

Welche Krankheiten können gelindert werden?

Von Frauen- bis zu Gelenkkrankheiten gibt es eine Menge, die man mit unserem Heilwasser behandeln kann. Es gibt übrigens deutsche Krankenkassen, die Kuren in Ungarn mit finanzieren.

Reicht dem Gast heute allein der Gesundheitsaspekt, oder muss das Baden mittlerweile Event-Charakter haben?

Auch in Deutschland oder anderswo gibt es sehr schöne Badeorte. Der Konkurrenz müssen wir begegnen.

Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen nimmt zu. Das müsste der ungarischen Tourismusindustrie doch gerade recht sein.

Ja natürlich. In Ungarn entwickelt sich der Gesundheitstourismus sehr stark. Innerhalb der letzten zehn Jahre zum Beispiel hat sich die Zahl der Wellnesshotels in Ungarn verdoppelt.

Ist Ungarn immer noch ein Billigreiseland?

Wir sind ein günstiges Land. In der Wirtschaftskrise hat der Forint stark nachgegeben, was für uns eine schlechte Sache ist. Aber wir vermarkten das gut. Für deutsche Touristen ist es spottbillig bei uns.

Kristóf Sztojanovits ist Deutschlanddirektor des ungarischen Tourismusamtes. www.ungarn-tourismus.de

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