: Badefreuden
Revolutionär schwimmen mit dem Grips Theater
Stimmt, so dunkel erinnern wir uns, da war was. Irgendwann im letzten Sommer, da wurden die Eintrittspreise für die Berliner Schwimmbäder erhöht, auch die des Prinzenbads in Kreuzberg, und in der taz stand dann zum Beispiel, dass türkische Großfamilien die neuen Preise sahen und kehrtmachten. Es gab auch einige Proteste vor dem Bad, aber das war’s im großen Ganzen. Schade eigentlich, aber das Prinzenbad ist ja gar kein Ort der Revolution, sondern getreues Abbild der Kreuzberger Society. Ach was, mehr noch, es ist wie Kreuzberg, das von einem strengen, gütigen König regiert wird, in diesem Fall dem Bademeister. Dem Grips Theater ist das aber egal, es hat damals wohl Morgenluft gewittert und bringt jetzt ein Stück heraus, in dem die Geschichte so geht: Die Stadt ist endgültig pleite, das Prinzenbad wird geschlossen, aber die Badegäste proben den Aufstand und stürmen das Gelände. Ausgedacht hat sich das Volker Ludwig, der Vater des Grips-Theaters aus revolutionären Vortagen. Ach, selige Zeiten, als man auf solche Aktionen hoffen durfte! Aber vielleicht regt es ja die Fantasie an, sich das einfach einmal vorzustellen: dass die Stadt uns gehört. Nur mal so als Gedanke. Die Praxis kann dann ja immer noch folgen. Also nichts wie hin heute Abend zur Premiere.