BOULEVARD DER BESTEN : Thomas Hartmann
„Und dann fahren wir nach Bao Jia Ci Tang. Oder Bau Jiau Cio Tang. Oder wie auch immer dieses Dorf heißt.“ Thomas Hartmann, 67, steht vorn im Reisebus, das Mikro fest in der Hand, um seine Schulter baumelt eine schwarze Umhängetasche. In der ist alles drin, was Thomas braucht, um taz-LeserInnen und -GenossInnen sicher durch China zu führen: Reiseplan, Handy, Geld, Zigaretten.
Zwei Wochen lang ist die kleine Gruppe unterwegs in Peking, Yangzhou, Huangshan, Schanghai, den Yellow Mountains. Ein dichtes Programm, mit Touristen-Höhepunkten wie der Großen Mauer und dem Tianan- men-Platz. Aber auch mit Begegnungen, die es ohne Thomas Hartmann nicht gegeben hätte, mit chinesischen MalerInnen, Bildhauern, Kalligraphen. Thomas Hartmann ist taz-Mitgründer, Chefredakteur des Blattes von 1984 bis 1987 und seit 2008 Organisator und Redakteur der taz-Reisen. Die Chinareise ist sein ganz persönliches „Baby“.
Vor Jahren lernte er die chinesische Künstlerin YouYou und ihren Mann, den chinesischen Dichter Yang Lian, kennen. Die drei freunden sich an, es entsteht die Idee für diese Tour. YouYou und Yang Lian stellen den Kontakt zu den KünstlerInnen in China her, Thomas organisiert das Drumherum der Reise von Berlin aus. Ein großartiger Plan. Eine grandiose Reise.
Näher kennen Thomas Hartmann nur noch KollegInnen von früher. Die Jüngeren und all jene, die erst seit einigen Jahren in der taz sind, sehen ihn nur hin und wieder durchs taz Café huschen, samt seiner schwarzen Umhängetasche. Dann ruft er kurz „Hallo“, und weg ist er. Was macht der hier eigentlich? taz-Reisen, heißt es dann lapidar. Aha. Wer aber einmal mit Thomas gereist ist, der lernt einen lässigen Typen kennen, jemanden, der viele Talente besitzt: Alle wollen was von ihm, alle reden gleichzeitig auf ihn – Leute aus dem taz-Umfeld sind bekanntermaßen so sozial wie individuell. Und Thomas? Bleibt cool. Schaut auf den Reiseplan, dann auf die Uhr und sagt: „Wenn wir kürzer in dem Dorf bleiben, können wir noch ins Stadtplanungsamt.“
Der Plan ändert sich täglich, mitunter stündlich. Am Abend bestellt Thomas „Liquer“, einen chinesischen Reisschnaps. Wenn dann jemand wissen will, wie es am nächsten Tag weitergeht, sagt er: „Steht doch alles in Eurem Programm.“ Und muss selber lachen. SIMONE SCHMOLLACK