BNP-Chef in der BBC: Ein wenig souveräner Auftritt
Der Chef der BNP weicht in der Sendung "Question Time" Fragen aus und zeigt sich nervös. Die BBC steht weiter in der Kritik, weil sie dem rechtsextremen Griffin eine Plattform geboten hat.
DUBLIN taz | Im Vorfeld hatte es Aufregung gegeben: Soll die BBC einem Rechtsextremen wie dem Chef der British National Party (BNP), Nick Griffin, in ihrem profilierten Politmagazin "Question Time" eine Plattform bieten?
Peter Hain, der Minister für Wales, fand das nicht und versuchte bis zum Schluss, Griffins Auftritt zu verhindern. "Die BBC sollte sich schämen, einer rassistischen, faschistischen Partei den größten Gefallen ihrer schmuddeligen Geschichte getan zu haben", sagte er gestern. "Unsere schwarzen, muslimischen und jüdischen Mitbürger werden nun schlechter schlafen, nachdem die BBC das rassistische Gift der BNP wie die Meinung einer beliebigen anderen etablierten Partei behandelt hat." Die Labour-Abgeordnete Diane Abbott stimmte ihm zu. "Schön und gut, dass er zerpflückt worden ist", sagte sie. "Aber die Menschen, die sich zu der BNP hingezogen fühlen, werden sagen, Griffin sei ein Opfer. Es ist sehr gefährlich, einer faschistischen Partei mitten in einer Rezession zu Glaubwürdigkeit zu verhelfen."
Die BBC rechtfertigte ihre Entscheidung. Schließlich sei man zu politischer Neutralität verpflichtet, sagte ein Sprecher, und die BNP sei nicht verboten. Darüber hinaus sei Griffin im Sommer ins Europaparlament gewählt worden. Der Sender verzeichnete mehr als acht Millionen Zuschauer, rund das Dreifache des Üblichen. Justizminister Jack Straw, einer der Podiumsgäste, sagte: "Griffin ist als fantasierender Verschwörungstheoretiker mit unschönen Ansichten ohne moralischen Kompass entlarvt worden."
Griffin war alles andere als souverän, er lächelte nervös und wich Fragen aus. So verweigerte er die Antwort auf die Frage nach seiner Leugnung des Holocaust. Er könne andernfalls Schwierigkeiten mit Brüssel bekommen, behauptete er. Den Ku-Klux-Klan bezeichnete er als eine "weitgehend friedliche Organisation", wofür er höhnisches Gelächter des Publikums erntete.
BNP-Parteifunktionäre räumten gestern ein, dass der Auftritt ihres Chefs "nicht sonderlich beeindruckend" gewesen sei, da er ständig kritiesert und vom Publikum ausgebuht wurde. Griffin reichte gestern eine offizielle Beschwerde gegen die BBC ein. Er sagte, das Format der Sendung sei absichtlich verändert worden, so dass man sich auf ihn und seine Politik konzentrieren konnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner