BEZIEHUNGSKRISE : Shoppingmonster
Sie hatte ihn zum Mittagessen eingeladen im taz-Café. Sie kaufte noch ein paar Sachen im taz-Shop: Geschenke, und für ihn eine neue Kaffeedose. Danke, sagte er, und sie gingen raus und freuten sich, dass es noch so hell war. „Das macht der Schnee“, sagte er. „Komm, wir laufen“, sagte sie. Als sie an einem Kopierladen vorbei kamen, sagte sie: „Komm, wir kopieren noch das Bild, das wir unserer Freundin Mauzi schenken wollen.“ Sie gingen rein und kopierten. Als sie am Motz-Laden vorbei kamen, sagte sie: „Guck mal. Wollen wir da rein?“ Und sie gingen rein. Sie kauften einen Bilderrahmen für Mauzi.
Als sie am Bio-Laden vorbei kamen, fragte sie: „Was essen wir heute Abend?“ Er sagte, vielleicht einfach Brot und Käse. Das fand sie gut, und sie gingen in den Laden. Dieser ist leider so aufgebaut, dass gleich neben dem Eingang die Abteilung mit der Naturkosmetik ist. Sie musste an jedem Badezusatz schnuppern. Rose, Nase rein. Lavendel, Nase rein. Orange, Nase rein. Daneben war ein Regal mit Mützen, Schals und Socken, und sie suchte sich ein Paar schöne Strümpfe aus. Dann suchte sie ihn, denn er war irgendwo im Laden verschwunden. Als sie ihn fand, stand er zwischen Blumenkohl und Kartoffeln und hatte schon Brot und Käse im Korb.
Als sie durch den Schnee nachhause stapften, fragte sie: „Hast du schlechte Laune?“ Er grummelte: „Ein bisschen. Weil ich mit einem Shoppingmonster zusammen bin.“ Shoppingmonster? Sie schnaubte. „Shoppingmonster? Ich? Du spinnst ja wohl!“ Und den ganzen Weg bis nachhause motzte sie und sagte, sie lasse sich ja wohl viel sagen, aber Shoppingmonster gehe gar nicht. Und außerdem seien das fast alles Geschenke.
Dann schwieg sie und zog die böseste Schnute, die ihr nur möglich war. Vor der Haustür sagte sie: „Sag Bescheid, wenn du mich wieder liebst“, sagte sie. „Bescheid“, sagte er. MARGARETHE STOKOWSKI