B-Note: Der Zirkus zieht weiter
Vorschau In vier Jahren wird in Tokio gesportelt. Bis dahin gibt es noch viel zu erzählen über Korruption und Gigantomanie
Es wird knapp. Der japanische Premier Shinzo Abe schaut auf seine Omega (offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele). Sie zeigt ihm, dass er es nicht mehr rechtzeitig zur Schlussfeier der Spiele von Rio de Janeiro schaffen kann. Kurz darauf kriecht er als Super Mario verkleidet aus einer grünen Röhre und steht im Olympiastadion. Als Kunstfigur des japanischen Spiele- und Konsolenherstellers Nintendo war es für ihn kein Problem, mitten durch den Erdball nach Brasilien zu reisen, um die olympische Flagge in Empfang zu nehmen. Die wird in vier Jahren in Tokio aufgezogen werden, wenn 2020 dort die nächsten Sommerspiele beginnen. Mit halblustigem Werbeagenturwitz präsentierte sich Tokio in Rio. Wir haben geschmunzelt.
Und natürlich freuen wir uns schon auf vier Jahre Vorabberichterstattung. Schon bis jetzt haben die Japaner irre Storys geliefert. Eine davon sagt beinahe alles über den notorisch korrupten Weltsport. Es geht um eine Zahlung in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar, die die Tokioter Bewerbungsgesellschaft an den ehemaligen Präsidenten des Internationalen Leichtathletikverbands, Lamine Diack, geleistet haben soll. Der hat erwiesenermaßen beinahe alles für Geld getan, bevor er gesperrt wurde. Nicht unwahrscheinlich, dass er sich auch um Stimmenakquise für Tokio gekümmert hat.
Dann gab es da noch den Ärger mit dem Logo der Spiele. Das musste nach der Plagiatsklage eines Lütticher Theaters geändert werden. Und das ursprünglich geplante Olympiastadion von Zaha Hadid wäre so teuer geworden, dass man nun nach einem Entwurf von Kengo Kuma bauen will. Teuer wird das Ganze eh. Man rechnet in Japan damit, dass die Kosten für Olympia sechsmal höher sein werden als ursprünglich geschätzt: 13 Milliarden US-Dollar. Was jetzt schon 40-mal mehr ist, als das Reaktorunglück von Fukushima gekostet hat. Olympia wird auch in Tokio Olympia bleiben. Andreas Rüttenauer
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