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Autowahn Ost und West

Berlin (taz/adn) — Der Autoboom in Deutschland Ost und West hält unverändert an. Gesamtdeutsch werden monatlich beinahe eine halbe Million Neuzulassungen an Pkws gemeldet. Für die fünf neuen Bundesländer sollen erstmals im November vom Kraftfahrbundesamt zuverlässige Zahlen genannt werden. Gegenwärtig werden pro Monat 200.000 Neuzulassungen „geschätzt“. Das sind genauso viel wie in der wesentlich größeren Bundesrepublik, wo im August 223.088 neue Pkws angemeldet wurden. Für die Autoindustrie ist dies der größte Boom aller Zeiten. Schon die Produktion von jährlich drei Millionen Pkws produziert einige Jahre später 73,5 Millionen Tonnen Müll. Beim Hausmüll entstehen dagegen in der bisherigen BRD lediglich 14,6 Millionen Tonnen Müll. Das Unfallrisiko auf den Straßen der früheren DDR ist gegenwärtig doppelt so hoch wie in der Restrepublik. Bis Ende August wurden in Ost-Deutschland 1700 Verkehrstote registriert, 75 Prozent mehr als im Vorjahr.

Im Straßenverkehr verunglücken immer mehr Kinder. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte, sind in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr 388 Kinder bei Unfällen ums Leben gekommen, das waren acht Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als 43.000 Kinder wurden bei Unfällen verletzt — die meisten als Radfahrer oder Fußgänger. In der DDR wurden 4.600 Kinder unter 14 Jahren ein Opfer des Verkehrs. Im europäischen Vergleich schneidet Deutschland damit schlecht ab, fügte das Bundesamt hinzu.

Entsprechend dem Einigungsvertrag gilt auf dem Gebiet der früheren DDR seit dem 3. Oktober das gesamte Kraftfahrzeugzulassungssystem der Bundesrepublik. Die bundesdeutsche StVZO wird stufenweise in den fünf ostdeutschen Bundesländern eingeführt. Nachrüstungsauflagen müssen bis zum 31. Dezember 1990 erfüllt werden. Dazu zählen unter anderem die Ausstattung mit Sicherheitsgurten, sofern geeignete Verankerungen vorhanden sind, sowie der Einbau einer Warnblinkanlage. Zu Beginn des kommenden Jahres gelten auch für ostdeutsche Kraftfahrzeuge Abgassonderuntersuchungen — das Ende für so manchen alten Stinker.

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