Autounfall von Simbabwes Premier: Bisher keine Anzeichen für Anschlag
Südlich der Hauptstadt Harare schleudert ein Lastwagen in die Kolonne von Premier Tsvangirai. Dessen Ehefrau stirbt dabei. Auch Tsvangirais Partei geht von Verkehrsunfall aus.
Simbabwes Partei "Bewegung für demokratischen Wandel (MDC)" hat nach dem schweren Autounfall von Parteichef und Premierminister Morgan Tsvangirai am vergangenen Freitagabend nun selbst eine Untersuchung des Falles unabhängig von den polizeilichen Ermittlungen eingeleitet. MDC-Generalsekretär und Finanzminister Tendai Biti erklärte am Wochenende, der dramatische Zusammenstoß von Tsvangirais Geländewagen mit einem Lkw hätte verhindert werden können, wenn die Regierung dem neuen Premierminister und Koalitionspartner im jetzigen Machtbündnis eine Polizei-Eskorte zur Seite gestellt hätte.
Hartnäckig halten sich auch Gerüchte über eine mögliche Manipulation bei dem Unfall. Wiederholt starben politische Gegner in dem Land bei "Unfällen". Tsvangirai selbst zog sich bei der Kollision Kopfverletzungen zu und erholt sich derzeit in einer Klinik im benachbarten Botswana. Seine Ehefrau Susan war bei dem Unfall ums Leben gekommen, was im Lande große Trauer auslöste. Die "First Lady" war in Simbabwe wegen ihrer einfachen Lebensweise äußerst beliebt.
Der Premierminister war mit seiner Ehefrau auf der Landstraße in Richtung seines Heimatorts Buhera unterwegs, um auf einer politischen Veranstaltung zu seinen Anhängern zu sprechen. Sein Fahrzeug befand sich in der Mitte eines Konvois von drei Wagen, als ein Drei-Tonnen-Lastwagen nahe der Gemeinde Beatrice von der Gegenfahrbahn abkam und seitlich in seinen Geländewagen rutschte. Tsvangirais Auto überschlug sich dreimal und kam auf dem Dach im Gebüsch zum Stehen. Susan Tsvangirai war bei Ankunft des Ehepaares in einer Klinik in Harare bereits tot. Das Lastfahrzeug ist laut Meldungen im Besitz der amerikanischen Hilfsorganisation USAID und transportierte Hilfsgüter. Der Lastwagenfahrer soll nach Berichten am Steuer eingeschlafen sein.
Am Samstag besuchte Simbabwes Präsident Robert Mugabe mit zahlreichen Ministern seinen Erzrivalen und jetzigen Amtskollegen Tsvangirai am Krankenbett, aber die Beziehungen zwischen MDC und Mugabes Zanu-PF bleiben angespannt: Tsvangirai hatte die ersten Tage im Amt damit verbracht, über die Entlassung von verschleppten und von Mugabes Regime gefolterten MDC-Mitgliedern zu verhandeln, darunter MDC-Schatzmeister Roy Bennett. Die Regierung hält Benett trotz eines gerichtlichen Freispruchs in Haft. Die MDC sieht darin ein politisches Manöver der Mugabe-Fraktion.
Die Partei geht derzeit offiziell nicht von einer Manipulation bei dem Unfall Tsvangirais aus, hat aber die Sicherheitsmaßnahmen für ihn verstärkt. Er ist geschwächt und von dem Tod seiner Frau sehr betroffen: "Sie war eine starke Stütze für ihn. Sie war immer da für den Präsidenten und die Partei", sagte Generalsekretär Tendai Biti. "Sie war die Mutter der Nation und unseres Kampfes." Susan Nyaradzo Tsvangirai (50) hat sechs Kinder mit Morgan Tsvangirai, mit dem sie 31 Jahre verheiratet war. Er wird am Dienstag 57 Jahre alt.
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