piwik no script img

AutorInnen, Verlagsprospekte etc.Gefriergetrocknet

■ Immer gut beraten: Die Lebensweisheiten der Farida W.

Bei den Mengen an Neuerscheinungen kann man wirklich froh sein, wenn einem bis dato ziemlich unbekannte AutorInnen mal ganz ausführlich vorgestellt werden. Nicht jeder Verlag gibt sich damit allerdings soviel Mühe wie der Schaffhausener Peter Meili Verlag. Wir dokumentieren in Auszügen die gelungene Vorstellung von Farida Wolf, die ein Partnerschafts-Bewältigungsspiele-Buch geschrieben hat.

„Farida Wolfs Leben: 1938 in Paris geboren, wächst sie zwischen zwei Kulturen auf, der europäischen und der orientalischen. Ihr Leben ist eingeprägt von Wechselfällen, und so entstehen sehr jung bereits viele Fragen – vor allem nach dem Sinn ihres Lebens. Nach der Matura entscheidet sie sich für ein Psychologiestudium, das sie zuwenig befriedigt. Wohl bietet es Erklärungsmodelle an, aber wenig konkrete Lösungen, um ein geprägte Muster aufzulösen, damit ihre Wirksamkeit zu eliminieren. So begibt sie sich auf die Wanderschaft, die sie über Österreich nach Deutschland führt, wo sie sich mit verschiedenen Richtungen beschäftigt. C. G. Jung-Gurdieff, Prof. Leumer und andere werden zu Leitplanken. Durch Rückführungen erlöst sie ihr eigenes Trauma und andere tiefeingeprägte Muster.

Frage: Farida Wolf, für wen haben Sie das Buch geschrieben?

Farida Wolf: Für Menschen, die Partnerschaft nicht mit einem Gourmetrestaurant verwechseln, in dem einfach alle Wünsche erfüllt werden, und seien sie noch so exotisch. Liebe funktioniert nicht mit der Einstellung: ,Ich bezahle, dafür kriege ich auf dem Serviertablett, was mein Herz begehrt.‘ In einer guten Partnerschaft sind beide für alles gemeinsam verantwortlich – für die Ingredenzien, für die Mise en place, fürs Kochen und für die Präsentation...

Nach Ihren Erfahrungen als Psychologin sind wir in der Liebe wohl alle Analphabeten?

Oh nein! Das ist denn doch eine zu einfache Schlußfolgerung. Die meisten Menschen erleben im Laufe ihres Lebens viele Varianten der Liebe. Aber irgendwo schlummert in uns allen die Sehnsucht nach der Liebe, die alles umfaßt, alles versteht und Glückseligkeit bringt. Von der Diskrepanz zwischen der Liebe, die ist, und der, die wir gerne hätten, nähert sich die Illusion von vielen Wenn und Aber...

Ihr Buch ist gespickt mit Selbstbefragungen und Kraftübungen für die eigene Vorstellung. Frauen lieben bekanntlich Psychotests und Psychospiele zur Selbstentdeckung. Wie steht es mit den Männern? Glauben Sie, daß Sie die Männer mit Ihrem Buch erreichen werden?

Männer haben genauso viel Spaß an Tests. Ich möchte dem Leser vorführen, wie reich seine Persönlichkeit eigentlich ist, wie viele Facetten sie hat, wie viele davon ungenutzt als Potential brachliegen. Durch die Partnerspiele im Buch können auch Männer ihre verschiedenen Rollen entdecken. Ich habe erlebt, wie gestandene Männer durch diese verspielte Reise zum Ich plötzlich bereit waren, Schwächen zuzugeben.

Ihre Vorschläge zur Selbstbefragung und Ihre Anleitungen zum Glücklichersein passen zu 1.000 Lebenslagen. Haben Sie in dieses Buch Ihr ganzes psychologisches Wissen gepackt?

Nein, nein, keine Angst, ich habe mich nicht leergeschrieben. Sobald ich mich an die Maschine setze, fließen mir die Gedanken, Themen und Worte zu. Schreiben ist für mich schöpferisches, lustvolles Tun, ich kann Ihnen leider kein Heldenpathos bieten, ich leide nicht vor leerem Papier!

Sie Glückliche! Nun wissen wir ja aus Erfahrung, wie oft Psychologen Wasser predigen und Wein trinken. Sie predigen sozusagen Champagner. Trinken Sie ihn auch? Leben Sie die Liebe, die Sie mir versprechen?

(Lacht): Ja, ich erlebe sie täglich, da ich meinen Mann mit immer neuem Liebeserwachen betrachte.

Romantikerin!

(lacht noch herzhafter): Liebe ist für mich Lebenselexier, wie perlender Champagner. Und sie muß, wie Champagner, die richtige Temperatur haben, immer wieder frisch eingeschenkt und sofort getrunken werden. Abgestanden sind beide lau und fad.

Wer Champagner nicht mag, ist demnach zur Liebe nicht tauglich?

(Lacht einfach nur. Laut und perlig).

Wie lange haben Sie an diesem Buch geschrieben?

In einer ersten Phase schrieb ich zwei Jahre. Dabei lernte ich meinen Mann kennen, die Liebe erblühte, und das Manuskript geriet aufs Eis. Letztes Jahr holte ich es aus der Tiefkühltruhe und schrieb wie in einem Rausch daran, an manchen Tagen bis zu 14 Stunden. Mein Mann Hans stellte sich als Testleser und Kritiker zur Verfügung. Wodurch wir uns noch näher kamen... (Die grünen Augen flackern doch tatsächlich verliebt auf)[...]

„Heißgeliebt – Tiefgekühlt – Aufgetaut“ ist ihr erstes großes Sachbuch. Werden weitere folgen?

Wenn mir der Leser signalisiert, daß er mehr aus meiner Feder möchte – wer weiß? Mich fasziniert ja der Mensch, das Menschsein. [...] Wenn mich ein Thema kitzelt oder wenn mich gar die Muse küßt, werde ich nicht widerstehen können. Aber jetzt soll erstmal dieses Buch unter die Menschen [...]“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen