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Autonomiebestrebungen in KurdistanKurden schockieren die Türkei

Ein Bündnis kurdischer Organisationen fordert die Unabhängigkeit durch eigene Sprache, Regierung, Armee, Flagge und Hymne. Ministerpräsident Erdogan spricht von Sabotage.

Eine kurdische Fahne gibt es schon, nun geht es um ihre Anerkennung. Bild: ap

ISTANBUL taz | Erstmals in der langen Auseinandersetzung um die Rechte der kurdischen Minderheit in der Türkei hat jetzt eine einflussreiche Gruppe kurdischer Intellektueller einen Plan für ein autonomes Kurdistan innerhalb der Türkei vorgelegt. Das Autonomie-Modell, das auf Vorstellungen des inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan zurückgeht, beschränkt sich nicht auf die Forderung, Kurdisch als zweite Amtssprache einzuführen. Es beschreibt eine kurdische Region, deren Autonomie nicht mehr weit von einer staatlichen Unabhängigkeit entfernt ist.

Gefordert werden nicht nur ein eigenes Parlament und eine regionale Regierung, sondern auch eine eigene Flagge und Hymne sowie eigene Streitkräfte. Hinter der Erklärung stehen sowohl die militante PKK als auch auch die legale kurdische Partei BDP und ein breites Spektrum unabhängiger Kurden. Obwohl der Vorsitzende der kurdischen BDP, Selahattin Demirtas, das Autonomiemodell als Diskussionsvorlage deklarierte, gaben sich Regierung und Opposition sowie der größte Teil der veröffentlichen Meinung schockiert über die weitgehenden Forderungen, die aus der kurdischen Region erhoben wurden.

Ministerpräsident Tayyip Erdogan reagierte ungewöhnlich harsch auf die "demokratischen Autonomiepläne". Der Vorschlag sei eine "Sabotage des gesamten demokratischen Prozesses in der Türkei". Solche Vorschläge würden den sozialen Frieden gefährden. Wer Türkisch als alleinige Amtssprache infrage stelle, gefährde die Einheit des Landes. "Diese Leute", befand er während der Budgetdebatte im Parlament, "repräsentieren nicht die Kurden, die ich kenne. Wen vertreten sie überhaupt?"

Umgehend schlug Demirtas zurück. An die Adresse des Ministerpräsidenten gerichtet, sagte er: "Der Wandel ist auch mit Drohungen nicht aufzuhalten. Damit spaltet Erdogan vielmehr das Land." Doch was angesichts des verbalen Schlagabtausches aussieht wie die Vorstufe zu neuen Kämpfen, ist derzeit nur eine Seite der Medaille. Im Stillen versuchen Regierung und wichtige kurdische Politiker die Voraussetzungen zu schaffen, damit der derzeitige Waffenstillstand, den die PKK während des Ramadan im September erklärt und anschließend verlängert hatte, möglichst in eine andauernde Waffenruhe übergeht.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Regierung Erdogan sich klammheimlich von dem bislang wie ein Mantra vorgetragenen Dogma "Mit Terroristen reden wir nicht" verabschiedet und führt zumindest indirekte Gespräche mit dem ehemaligen Staatsfeind Nr. 1, dem auf der Insel Imrali inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan.

Vermittlerin zwischen Regierung und Öcalan ist die Anwältin und frühere Vorsitzende der inzwischen verbotenen kurdischen Partei DTP, Aysel Tugluk. Sie hat mit Zustimmung aus Ankara Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali mehrmals besuchen können und dessen Ja zu einer Verlängerung des Waffenstillstands bis zu den Parlamentswahlen im kommenden Juni eingeholt.

Parallel dazu verhandelt die türkische Regierung auch mit dem Chef der nordirakischen kurdischen Regionalregierung, Massud Barsani, und dem irakischen Staatspräsidenten, dem Kurden Dschalal Talabani darüber, wie eine Demilitarisierung der PKK in deren Rückzugsgebieten im Nordirak aussehen könnte. So wird beispielsweise überlegt, ob die irakischen Kurden mithilfe der UNO die Waffen der PKK einsammeln könnten, wenn es zu einer Verständigung der Militanten mit der Regierung kommt.

Das demokratische Autonomiemodell, das jetzt von den Kurden vorgestellt wurde, ist die Rechnung Öcalans, die er Erdogan für seine Zustimmung zum Waffenstillstand präsentiert. Die zur BDP gehörenden kurdischen Bürgermeister im Südosten des Landes haben bereits angekündigt, demnächst auch ohne Zustimmung aus Ankara überall zweisprachige Orts- und Verkehrsschilder aufzustellen. So treiben die Kurden die AKP-Regierung vor sich her, weil Erdogan im bevorstehenden Wahlkampf keinen Bürgerkrieg haben will, sondern vielmehr auf kurdische Stimmen hofft.

Um aber die Wähler im Westen nicht zu verprellen, wird es bis zu den Wahlen seitens der Regierung kaum neue Vorschläge zur Lösung der Kurdenfrage geben. Die öffentlichen Debatten werden deshalb zunächst keine Ergebnisse hervorbringen, sondern dienen vor allem dazu, die eigenen Anhänger bei Laune zu halten.

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34 Kommentare

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  • C
    Checker

    Die Türkei muss endlich die Fähigkeit aufbringen, ihre eigene Realität, die kurdische Realität und die

    globalen Dynamiken zu erkennen und richtig zu analysieren. Jeder Staat, der sich der Realität verweigert,

    wird unweigerlich in eine Krise rutschen. Damit man in der Türkei als einem demokratischen und

    gerechten Land leben kann, muss man auf den Wunsch der Kurden nach Freiheit reagieren und der

    Tatsache ins Auge sehen, dass Gerechtigkeit und Freiheit nur existieren können, wenn sie gleich verteilt

    sind. Entscheidend ist letztlich, dass mutige Schritte unternommen werden, um dieses Land erfolgreich

    in einen dauerhaften Frieden zu führen.

  • I
    Interpretator

    Ich frage mich ja, wie diejenigen, die einen kurdischen Staat fordern, ihre Volksgenossen aus Staedten wie Istanbul, Ankara, Izmir 'heim ins Reich' holen wollen. In der Türkei können Kurden ohne Probleme überall leben, waehrend Türken in kurdischen Gebieten einer Vielzahl von Repressionen ausgesetzt sind. Wenn es wirklich zu einer solchen Autonomie kommen sollte, kann ich die Türken verstehen, die die kurdischen Binnenmigranten dann nicht mehr in den westlichen Staedten dulden wollen. Ausserdem sollten sich alle Kurden genau überlegen, ob sie in einem von Stammesführern beherrschten feudalen Staat mit einer im hoechsten Masse frauenfeindlichen Kultur leben wollen. Die meisten Ehrenmorde, die schaersten Formen der Frauenfeindschaft sind in den sunnitisch kurdischen Provinzen zu finden. Das Bildungsniveau ist erschreckend niedrig, nicht aus bösem türkischen Kalkül, sondern weil Frauen zu Gebaermaschinen degradiert Dutzende von Kindern zur Welt bringen, die dann verwahrlosen. Waere ich Türke, würde ich den Osten des Landes getrost dieser Kultur überlassen, würde die gecekondus in den westlichen Staedten raeumen und die armen, ungebildeten Massen nach Kurdistan abschieben. Waere ich Kurde,würde ich alles tun, damit der türkische Staat mich vor den Agas, den Asiret Babaları, vor den Ideologen der PKK, der Armut, der Perspektivlosigkeit rettet.

  • H
    HATE

    ICH WARTE AUF DEN TAG WO ICH IN MEIN EIGENES LAND EINREISEN KANN;MEINE MUTTERSPRACHE IN DER SCHULE UNTERRICHTET WIRD,ICH WARTE.

    ICH BIN KURDIN,HABE NOCH KEINEN EINZIGEN TÜRKEN KENNENGELERNT DEM MEINE HERKUNFT KEINE PROBLEME ZUBEREITET HAT.ES BEREITET MIR SCHMERZEN ,IM STILLEN ZU LEIDEN.SOGAR IN DEUTSCHLAND MUSS ICH MEINE HERKUNFT LEUGNEN.WENN ICH SAGE ICH BIN KURDIN,NEHMEN DAS DIE TÜRKEN KPMISCHERWEISE ALS EINEN ANGRIFF WAHR.

    ICH BIN KURDIN;AUS MIR WIRD NIEMALS EINE TÜRKIN ODER EINE DEUTSCHE SEIN.ICH BIN ALEVITIN,WERDE NIEMALS EINE MOSCHEE BETRETEN.DAS HEISST NICHT DAS ICH DAGEGEN BIN ABER ICH WERDE NICHT SEIN WIE IHR ES WOLLT.WIESO WERDE ICH NICHT ANERKANNT?ICH KENNE EUCH DOCH AUCH ALLE AN....IN MEINEM DORF HAT DER TÜRKISCHE STAAT JEGLICHE VERBRECHEN GEMACHT UND KEINERLEI RECHENSCHAFT ABGELEGT.

  • F
    Freedom

    Hallo erstmal.

     

    wie ich sehe, mischen einige der Schreiber Sachen ein, die überhaupt nichts mit einander zutun haben.

    Wie ist es möglich, dass man Deutschland mit Türkei vergleicht?

     

    1. Deutschland hat seine Vergangenheit immer noch im Erinnerung.

     

    2. Vergleicht ihr ein Volk, dass Jahrzehnte lang in den gebieten lebt/wohnt und ein Volk(..gruppe)die aus dem Grund von Arbeitskraft hier her gerufen worden ist.

     

    3. Reden hier welche, die einfach von sich aus Kommentare schreiben, ohne einen Hauch über die lange der Kurden in der Türkei, Syrien und Iran zu wissen.

    Irak schließe ich aus, da sie ja selbst in den Kurdischen-gebiete regieren.

     

    Also überlegt mal genau, was ihr da zu kommentieren habt.

     

    An Azad Baran: Du behauptest, dass die Kurdische Organisation Pe.Ke.Ke. ( ich schreibe es deshalb hin, weil die Türken gerne es auf Europäisch aussprechen wollen, weil es sich so aggressive anhört und bei der AKP nicht AkaP aussprechen, da es eine TÜRKISCHE Partei ist)nicht zu dem GUERILLEROS gehören, weil sie die Dorfschützer bekämpfen?

    dann frage ich dich, ob du es selbst mitbekommen hast, wie man Dörfer niedergebrannt hat, und bedenke nicht, dass jeder der der die selbe Kleidung trägt immer ein Guerilleros sein muss. Du weißt ganz genau, was ich damit meine, dass sich die Türkische Organisation JITEM immer in den Bergen verdrängt hat um Attentate aus zu üben.

    Nach deiner Ansicht, ist es heraus zu schließen, das du nicht anderer sein kannst, als einer dessen angehörige vielleicht Dorfbeschreibung waren/sind.

     

    Soll dich zum nachdenken bringen:

    Ich besiege mein Feind, indem ich ihn schlecht darstelle.

  • A
    Azad72

    Was ich lese das ihr 3 oder 4 millionen türken in deutschland mit locker 20 millionen kurden in der türkei vergleicht schokkiert mich und ausserdem guck mal wie die türken hier in deutschland leben mit dem sozialgeldern und all dem und wie die kurden in der türkei in den Dörfern leben ohne strom und richtig fließendes wasser

    und wie jeder von uns die geschichte kennt wohnen die kurden schon seit tausend jahren und gebiet anatolien und mezapotaminen nicht wie die türken hier in deutschland seit erst 40 50 jahren also braucht hier keiner ankommen das die türken auch in deutschland die autonomie verlangen sollten und noch was nebenbei es gib hier in deutschland an den grundschulen sogar türkisch unterrischt nicht zuvergessen ok

  • BT
    Boris Teich

    "@ Hejaro Kardox" da stimme ich ihnen vollkommen zu !

  • HK
    Hejaro Kardox

    Es ist für viele klar, Delîl Munzur, wie die Welt sich dreht, aber sie können nicht von der Wahrheit sprecgen, da die Wahrheit oft wehtun kann.

    Mann versucht 20 Millionen Kurden mit 500 Tausend Türken in Berlin zu vergleichen.

    Natürlich kann es so niemals funktionieren, da die Kurden dort zu Hause sind und ihre Forderungen nur dort stellen können und nicht wie mit manchen Türken in Berlin, wo sie nicht zu Hause sind.

    Die Türken haben in Berlin trotzdem mehr Rechte als die Kurden, die in eigenen Heimat leben.

    Daher werden die Kurden ihre Rechte im eigenen Land kriegen früh oder später.

     

    MfG

  • DM
    Delîl Munzur

    eins ist klar

    die kurden leben seit tausenden jahren in der osttürkei

    die türken dagegen leben erst seit ca. 40 jahren hier in deutschland

    zudem ist deutschland auch nicht ihr herkunftsland

     

    also überlegt erst mal !!!

     

    freiheit auch für das kurd. volk

  • Q
    Querulant

    "Unglaublich:

     

    Die Forderungen sind unangebracht, und spalten tatsächlich das Land. Was wäre wenn in Deutschland jeder fordert, dass sie ihre Sprache als Amtssprache haben wollen? Was wenn Franzosen, Polen, Dänen wieder Teile von Deutschland wollen?"

     

    Sie reden einen völlig zusammenhanglosen Blödsinn daher! Auch in Deutschland gibt es sehr wohl Gebiete mit entsprechende Regelungen für alteingesessene Minderheiten wie Sorben und Dänen. Fahren sie mal in die Lausitz, dann werden sie zweisprachige Schilder mit Deutsch und Sorbisch vorfinden. Andere Volksgruppen wie Franzosen, Polen, Russen, Türken etc. besteht diese Möglichkeit nicht weil diese Einwanderergruppen sind somit nicht als Minderheit mit traditionellem Siedlungsgebiet gelten. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche Regelungen für Minderheiten. Übringens profitiert auch die deutsche Minderheit in Polen von derartigem Minderheitenschutz und Regelungen für zweisprachige Schilder und Deutsch als zweite Amtsprache. Leute wie sie würden doch am lautesten Schreien, würde Polen diese Regelungen wieder aufhöben. Und seien sie besorgt, wegen solchem Minderheitenschutz wird Deutschland keine Gebiete mehr verlieren!

  • AA
    anton aus tirol

    "...irgendwann verliert jede Arme den Guerilla-Krieg."

     

    Ach ja, dann holt mal unsere Jungs aus dem Afganistan.

     

    Erst mal die eigenen Hausaufgaben machen.

  • A
    AvniSinanoglu

    Bei 25 Mio Kurden im Lande kann es nicht die Interesse des kurdischen Volkes sein sich von der Türkei zu spalten, denn Sie wollen im ganzen Land als Bürger 1.Klasse leben. Sobald die internen Repressionen egal auf welcher Seite es geschieht, man sollte auch bedenken, dass Türken in kurdischen Gebieten mehr Probleme haben als Kurden in türkischen Gebieten, werden die Diskussionen in diesem Zusammenhang friedlich verlaufen. Man bedenke auch, dass Kurden unter osmanischer Herrschaft gelebt haben und die kulturellen Ähnlichkeiten nicht auf die Sprache zu minimieren lassen können. Wie dem auch sei, alle im Land haben es satt immer wieder auf das Kurdenproblem hinzuweisen. Kriege oder Kämpfe wird es nicht mehr geben solange frei und ohne sofortige Beschränkung der Meinungsfreiheit friedlich diskutiert wird, einen Konsens werden Sie mit der AKP auf jedem Fall hinbekommen. Wie die Konsens aussiehen wird ist eindeutig voraussehbar, kurdische Sprachinstitute, Muttersprachunterricht in den Schulen, zweisprachige Erziehung in den kurdischen Gebieten. Man versucht das extreme hervorzuheben um die Menschen darauf einzustellen, was kommen wird.

    In einer immer weiter industriellierten und materialisierten Gesellschaft wird die Sprache irgendwann nicht mehr im Vordergrund stehen.

    Es ist auch eine falsche Politik der Vergangenheit die es nicht ermöglicht hat, Kurden zu integrieren bzw. assimilieren.

  • G
    Gert

    Dass es nach jahrzehntelangem erfolglosem Gerangel um so harmlose Dinge wie Zeitungen und Sprachunterricht irgendwann auch mal richtig ans Eingemachte geht, kann ja wohl niemanden ernsthaft überraschen.

    Jedes Fass läuft einmal über.

  • KK
    KING KONG

    Erdogan rettet sich mit Ach und Krach immer in die Wahlen. Die Kurden wären sehr Blöd wenn Sie jetzt noch mal drauf Reinfallen. Die sollen verlangen was denen gehört und das nicht zeit kurzem sondern seit 90 Jahren als der Vertrag in von Sèvres

  • E
    eddi

    ich hoffe das die türken in berlin das gleiche vordern von deutschland was die kurden von den türken vordern.

  • U
    Ugur

    Seit Gründung der Republik Türkei,gibt es das kurdenproblem aber international geworden ist es erst durch die PKK und Abdullah Öcalan geworden.Bis vor paar Jahren durfte man nichtmal kurdisch sprechen.Ich glaube nicht das die AKP irgendetwas unternehmen wird sie werden immer nationalistischer.Wie Türken können eigentlich froh sein das die PKK und Öcalan so auf den Frieden beharren,denn sonst gebe es jeden Tag tote in der Türkei.Allerdings konnte Deutschland und überhaupt die eu sich etwas mehr diesem Problem widmen,anstatt Kanäle wie Rojtv(Wuppertal)zu schliessen.Und vor allem Waffen zu verkaufen,an die Türkei.Die Türkei muss endlich einsehen das man mit Waffengewalt nicht weiterkommt.

  • T
    Taner

    @ hschweizer: Ich finde es ganz schön heftig dass Erdogan mal einfach so, wenn er in einer heiklen innertürkischen Angelegenheit anderer Sache ist, der Wille zu einem Genozid unterstellt wird. Prädikat: geschmacklos.

    Zudem geht es im Artikel nicht um die Verleugnung der Existenz von Kurden, kurdischer Sprache, Kultur bla, sondern darum, dass einflußreiche Teile des kurdischen Establishments eine komplette Loslösung von der Türkei fordern. Nicht einfach nur die Forderung nach mehr Selbständigkeit. Und bei aller "Liebe" beispielsweise der Spanier zu den Autonomiebestrebungen der Katalanen usw. würden diese niiiiemals zustimmen, dass diese sich komplett von Spanien lossagten.

  • F
    Franzi

    Ha, ist Erdogan nicht derjenige, der für in Deiutschland lebende Türken türkische Schulen und keine Integration will? Will er nicht, dass türkische Kinder erst türkisch lernen, dann eventuelle auf Kosten der deutschen Bevölkerung Deutsch?

    Warum sollen die Kurden denn nicht die Integrationsverweigerung zugesichert bekommen, die ERdogan für Türken in Deutschland fordert? Immerhin ist Assimilation, laut seiner Sicht, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.:)

  • A
    ari

    assimilation ist ein verbrechen gegen die menschlichkeit, gell, herr erdogan ;)

     

    sie machen sich nichts als lächerlich!

  • W
    Witzig

    Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

     

    Es ist schön zu sehen, wie sich der multikulturelle Erdogan hier windet.

     

    An Ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!!!

     

    Ist übrigens auch ein guter Rat an Nichtchristen und Attheisten.

  • F
    flippah

    Wenn die Türkei den Kurden keine Autonomie zugesteht, wird sie Kurdistan auf dauer ganz verlieren. Ob das wirklich der bessere Weg ist?

  • M
    Micha

    Ohweieiei, gut das ich nicht in der Türkei lebe, der Krieg ist greifbar nah bald wird alles eskalieren!

     

    Die Türken, mal abgesehen von der Regierung, werden sich das nicht gefallen lassen. Erdogan steckt in einer Zwickmühle, im Osten die Kurden im Westen die Türken, es ist unmöglich beide Seiten "ruhig" zu stellen er muss sich für eine Seite entscheiden.

     

    Und so wie ich die Türken kenne, verehrer Atatürks, wird dieser "Kurdistan" Plan niemals in die Tat umgesetzt werden können!

     

    Man sollte nicht vergessen das mehr als die Hälfte der Türkischen bevölkerung stark nationalistisch ist, egal ob die Regierung oder die Armee mit diesem Plan einverstanden ist, die Zivilbevölkerung wird einen Bürgerkrieg hervorrufen wenn es sein muss.

  • N
    Nadi

    "Diese Leute", befand er während der Budgetdebatte im Parlament, "repräsentieren nicht die Kurden, die ich kenne. Wen vertreten sie überhaupt?"

     

    Hier hat Erdogan recht: Wenn die Türkei seit ihrer Gründung Kurden unterdrückt, ihre Sprache und Kultur verdrängt und dort Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit Fremdwörter sind, dann stellt sich wirklich die Frage, wie die Kurden und deren Vorschlag zustande gekommen sind.

    Ich denke mal, dass Erdogan von den Antworten gar nicht so weit entfernt ist. Aber eines ist doch klar: Die Türkei sollte besser verhandeln und sich damit abfinden, dass sie dieses Volk nicht endlos assimilieren, versklaven und entwurzeln können.

    Für mich etwas verwunderlich, dass die taz diesen Tenor türkischer Medien so deutlich wiedergibt.

    In den kurdischen Gebieten leben zu 99 Prozent Kurden, warum sollen die dort in einer Post, einem Amt oder einer Schule Türkisch reden? (Die können diese Sprache ja als Fremdsprache erlernen)

  • IB
    Isaak Bruder

    Deutschland müßte doch der Türkei in Sachen Autonomie und Zweisprachigkeit zum Vorbild werden. Meines Wissens gibt es in Deutschland immer noch keinen überregionalen Fernsehkanal, der 24 Stunden lang in Türkisch, Kurdisch, in den Sprachen der Roma und Sinti oder in Sorbisch sendet. Das Land der Einheit in Vielfalt soll den Türken zeigen, wie ein Rechtsstaat zivilisiert mit seinen "Migranten" umgeht. Eine Lehrstunde über die "erfolgreiche Integration der Polen in Deutschland" wäre auch sehr aufschlußreich.

  • VA
    Völkermord an Kurden?

    Zehntausende tote Kurden, ihre Sprache war lange verboten, ihr kulturelles Erbe wurde dem Türkentum zugerechnet, etc.

     

    War das ein Völkermord?

     

    Als Wiedergutmachungs ist die Forderungen der Kurden absolut nachvollziehbar und gerecht, das muss jeder sehen der z.B. für Tibet auch aufstehen würde!

  • J
    jemand

    nur besteht das problem darin das das gericht eine zweite amtsprache sowieso nicht genehmigen würde.

    ausserdem gibt es keine einzige kurdische sprache sondern mehr als 4 verschiedene ...

    @hschweizer:

    welche freiheiten bekommen die kurden denn nicht ?

  • A
    Azad

    ich denk die kurden haben recht sowas sich wünschen(Sprache, Regierung, Armee, Flagge und Hymnes);weil bevor die türken da waren, waren die kurden schon längst dort(Anatolien)...

  • AB
    Azad Baran

    Antwort an hos "Wenn die Türkei wirklich nach Brüssel will, muss sie auch mit dieser Grundlage Gespräche führen. Denn in Europa ist das keineswegs skandalös oder die Einheit sprengend, wenn Völker ihre Autonomie wollen."

     

    Auch wenn ich die Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Kurden nie befürwortet habe, muss man allerdings auch beachten, dass es in dieser Region auch Kurden gibt, die keinen Separatismus wollen. Es gibt kurdische Dorfschützer, die seit Jahrzehnten von der PKK getötet werden, und es gab auch Anfang der 90er Massaker in der Türkei, als die PKK Dörfer attackiert und "eigene Kurden" tötete, nur weil sie ihnen nicht helfen wollten. Zudem muss noch erwähnt werden, dass es auch unter den türkischen Soldaten Kurden gibt, die im Kampf gegen die PKK gefallen sind. Ich will nicht die Politik der Türkei bagatellisieren, doch man darf auch nicht bei der PKK weggucken. Ich glaube nicht, dass Europa gelassen reagieren würde, wenn eine ethnische Minderheit Separatismus betreiben würde (IRA, ETA etc.)

     

    Ich würde gerne in eure Gesichter blicken, wenn die Türken in Berlin-Neukölln Autonomie haben wollen würden. Die Türken in Berlin-Neukölln dürfen nicht mal wählen, da sie keine EU-Bürger sind. Von welcher Toleranz für Autonomie sprechen Sie eigentlich?

     

    Deswegen kann ich es verstehen, wenn die derzeitige Regierung empfindlich reagiert.

     

    PS: Die PKK ist keine Guerilla und es ist eine Beleidigung gegen die revolutionären Guerilleros in Lateinamerika, sie mit ihnen zu vergleichen. Die PKK ist weder sozialistisch noch kämpft sie gegen Feudalisten. Ihr geht einzig und allein um die Rechte ihrer eigenen Ethnie. Und diese Organisation darf man deshalb nicht Guerilleros nennen.

     

    Mein Respekt gilt allerdings den Kurden, die ohne eine Waffe in die Hand zu nehmen, es erreicht haben, die Rechte der Minderheiten durchzusetzen und dabei ihr Leben lassen mussten. Ich erinnere an die Vorfälle in den 90ern, als die damalige Ministerpräsidentin Tansu Ciller die türkische Hizbollah materiell und finanziell unterstützte und sie gegen kurdische Intellektuelle aufhetzte. Oder ich erinnere an den kurdischen Sänger Ahmet Kaya, der die Türkei mehr liebte als ein Faschist von den Grauen Wölfen und mit Besteck beworfen wurde, nur weil er an einem Galaabend meinte, dass er auf seinem nächsten Album ein kurdisches Lied singen möchte.

     

    Bernd Riehmann

  • NG
    Niyazi Günes

    dann wird es zeit das die in BRD lebenden Türken auch eine eigene autonomie fordern wie wäre es den mit badenwürttemberg oder auch bayern würde für die türken in deutschland kein unterschied machen als türkische autonomie in türkischer sprache, schulen und eigener armee, eu mitgliedschaft und einer hymne denn mit knapp drei millionen türken in der BRD wäre die forderung in ordnung! oder.......

  • U
    Unglaublich

    Die Forderungen sind unangebracht, und spalten tatsächlich das Land. Was wäre wenn in Deutschland jeder fordert, dass sie ihre Sprache als Amtssprache haben wollen? Was wenn Franzosen, Polen, Dänen wieder Teile von Deutschland wollen?

     

    Hier wird ganz klar die Souveränität der Türkei angegriffen, das ist nur die freundliche Form von Erpressung. Denn wenn es zu keiner Einigung kommt, wird die PKK wieder Anschläge verüben.

     

    Und tut bitte nicht alle so, als ob die Kurden die Unschuldigen sind. Beide Seiten sind die Schuldigen.

  • JS
    Jack Stern

    ich hoffe der frieden klapt es würde ein zeichen setzen das frieden möglich ist sei es gegen kurden, araber oder afghanen.

    ein positives zeichen wäre es auch für anderen ländern in denen keine wirkliche homogene geselschaft gibt. in diesen ländern könnte man auch die gelebte sprache und kultur aus der illegalität holen, für die demokratie wäre es seht gut.

    die einzige frage ist aber wie reagieren die pkk-funktionäre in europa die nicht weniger radikal sind als die genossen in nord irak?

  • H
    hschweizer

    Wenn Herr Erdogan und seine Partei die Free Gaza Narrnschiffe unterstützt, muss er sich nicht wundern, dass auch die Kurden ein wenig Freiheit und Gerechtigkeit möchten.

  • B
    Berta

    "Wer Türkisch als alleinige Amtssprache infrage stelle, gefährde die Einheit des Landes. "

     

    Das hat Erdogan doch wohl kaum gesagt.

  • N
    Nadari

    Uh, die Reaktion vom lieben, ach so liberalen Gutmenschen Erdogan ist ja schockierend! Und so unerwartet...

     

    Armenier. 1915-1917. Schon mal was von gehört? Bin neugierig zu sehen, wie sich das entwickelt. Viel Glück den Kurden. Sie werden es brauchen.

  • H
    Hus

    Es ist weitaus weniger skandalös, was dort gefordert wird, als es hier durchklingt. In Kanada gibt es überall zweisprache Schilder und dennoch ist Quebek französisch-sprachig, in Flandern reden die Leute Flaams (oder Niederländisch) und in Süd-Tirol reden die Tiroler wenigstens Deutsch und dürfen und können das auch.

    Es ist eine Tatsache, dass es ein kurdisches Volk und eine kurdische Kultur gibt, die sich vor allem in der Sprache ausdrückt. Am Ende muss auch die Türkei mit den Kurden ernsthaft verhandeln. Das ist doch die Quintessenz von all dem. Wenn sie nicht verhandeln, müssen sie unterdrücken, müssen sie kämpfen und irgendwann verliert jede Arme den Guerilla-Krieg.

    Wenn die Türkei wirklich nach Brüssel will, muss sie auch mit dieser Grundlage Gespräche führen. Denn in Europa ist das keineswegs skandalös oder die Einheit sprengend, wenn Völker ihre Autonomie wollen.