: Autonome wanted
Mitunter beantwortet der tägliche Posteingang unsere drängendsten Fragen: Wen rechnen wir zu den Autonomen? Ist autonom das Synonym für vermummte Randalierer? Handelt es sich um eine Randgruppe? Fragen über Fragen. Die Antwort, die das Universallexikon vom bibliographischen Institut Leipzig (Ausgabe 1988) gibt, ist mager, führt uns dennoch schon auf den entscheidenden Punkt: »Autonomie: Selbstverwaltung; selbständige Regelungen bestimmter Angelegenheiten durch nationale Minderheiten.«
Nach einem kurzen Querverweis auf den Anachronismus der Autonomiedefinition und einem weiteren Hinweis auf den Anachronismus der Fragestellung selbst im Hier und Jetzt der BRDigten DDR kommen die Autoren zum eigentlichen Anliegen: ein Buch über autonome, alternative und selbstorganisierte Gruppen, Projekte und Initiativen in der DDR. Ebensolche — nach obiger Definition — Autonome werden gesucht von einer Ost-West-Initiativgruppe, die zusammen mit dem Stattbuch-Verlag Projekte und Infrastruktur der DDR verbuchen will. Dabei will man erkunden (»... wie Menschen in der DDR nach der Wende im Herbst 1989 ihre neu errungenen persönlichen Freiheiten genutzt haben, um selbständig und selbstbestimmt die Gestaltung ihrer Lebensumstände in die eigenen Hände zu nehmen«), dokumentieren, vernetzen, »Material« für »wissenschaftliche Forschungen« sammeln. Die Projekte sollen selbst sprechen, und das sind: »soziale Projekte, ökologische Inis, kulturelle und künstlerische Vorhaben, Frauen, Kinder, Jugendliche, ältere Menschen, AusländerInnen, Dritte- Welt-Projekte, Bürgerinis, alternatives Wohnen, Antifa, selbstverwaltete Betriebe, Stadterneuerungsgruppen undundund«. Weitere Fragen an: Bettina Sondhauß c/o Netzwerk, Gneisenaustraße 2a, Berlin 61, Tel.: 6913072 oder Förderband e.V. c/o Matthias Büchner, Defreggerstraße 3, Berlin 1193.
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