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Ausverkauf auf Gleis 2

Die S-Bahn-Waggons der Baureihe 470 sollen verschrottet werden. Ihr Inventar ist käuflich – für einen guten Zweck  ■ Von Philipp Sidhu

Die Waggons der Baureihe 470 sind die Rock'n'Roller unter den S-Bahnzügen. Baujahr 1959, laut, pomadig im Anzug und zudem, so Michael Hüttel von der Unternehmungsentwicklung der S-Bahn Hamburg, mitschuldig am jahrelangen Schmuddel-Image des Öffentlichen Personennahverkehrs.

Damit ist jetzt Schluss. Als zu dunkel, störungsanfällig und technisch überholt werden die elfenbein/blauen Züge nun aus dem Verkehr gezogen. Und dürfen doch, teilweise zumindest, weiterleben: heute von 11 bis 14 Uhr werden drei Waggons auf Gleis zwei der S-Bahn-Station Berliner Tor öffentlich ausgeschlachtet und das Inventar vor Ort verkauft. Der Erlös kommt dem Sterbehospiz der Aktion Hamburg Leuchtfeuer zugute.

Die Preise liegen je nach Größe, Beliebtheit und Seltenheitswert der Teile zwischen 10 und 180 Mark; ohne große Werbeanstrengungen konnten bereits im Vorfeld Bestellungen über rund 4500 Mark entgegengenommen werden. Nicht nur von „hartgesottene Eisenbahnfreaks“, betont Hüttel, der Initiator der Aktion: Es seien „zu 70 Prozent normale Leute“, die Gefallen an den Bänken, Bilderrahmen und Kleiderhaken gefunden hätten. Eisenbahnfans hätten „meist zugenähte Taschen“. Sie würden zwar alles genau und fachkundig begutachten, aber dann doch nichts kaufen, grinst Hüttel. Ausnahmen wie der ehemalige S-Bahn Angestellte, der sich fast den gesamten Führerstand sicherte, bestätigten die Regel. Hüttel selbst überlegt noch, ob und was er kauft, denn zu seinem Bedauern hat er zur Zeit „keine Wohnung zum neu Einrichten“.

Freak oder nicht Freak, der S-Bahner hofft auf kauffreudige Interessenten. Schließlich geht es um einen guten Zweck. Und auch wenn es sich einem Laien nicht unbedingt erschließt, warum er 75 Mark für ein sogenanntes „Indusi-Pult“ hinlegen sollte, ist eine stählerne Gepäckablage für 100 Mark immer noch eine solide Alternative zum blechernen Billigmöbel.

Ein vollständiger Waggon ist übrigens für 5000 Mark zu haben. Eigentlich billig. Doch ganz so wohlfeil lassen sich die Träume vom eigenen S-Bahnzug als komfortab-lem Zweitwohnsitz dann doch nicht verwirklichen: Zum Kaufpreis kommen Transportkosten, Steuern und die Erklärung, für eine eventuelle Umweltverschmutzung einzustehen. Und ein „bisschen Öl“, gesteht Hüttel, „verlieren die alten Züge mittlerweile schon“.

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