: Außer Kontrolle
■ ANC-Führer kritisiert eigene Sicherheitsgruppe
Johannesburg (AFP) — Das führende Mitglied der südafrikanischen Antiapartheidbewegung ANC, Chris Hani, hat schwere Vorwürfe gegen die sogenannten „Selbstverteidigungs-Einheiten“ (SDU) des Afrikanischen Nationalkongresses gerichtet.
Ursprünglich als Selbstschutzgruppen gegen die Gewalt in den Schwarzensiedlungen gegründet, seien die SDU-Mitglieder inzwischen völlig außer Kontrolle geraten, sagte der ANC-Führer und kommunistische Parteichef gegenüber der Johannesburger Zeitung Sunday Times. Nach seinen Worten haben die SDUs keinerlei Vorstellung davon, was demokratische Toleranz bedeutet. Heute seien sie in blutige interne Machtkämpfe verwickelt, statt die Township-Bewohner vor blutigen Übergriffen zu schützen und hätten dadurch deren Vertrauen verloren. Hani warf zudem militanten ANC-Mitgliedern des größten Johannesburger Schwarzenghettos Soweto und anderer Townships vor, politische Gegner mit Hilfe der „Halskrause“ ermordet zu haben. Dabei handelt es sich um eine besonders brutale Tötungsmethode, bei der dem Opfer ein Gummireifen um den Hals gelegt und dieser dann angezündet wird.
Die Vorwürfe Hanis, einem vor allen bei der ANC-Basis in den Townships beliebten ANC-Funktionär, kommen dem ANC völlig ungelegen. Für Montag und Dienstag hat er zu Generalstreiks gegen die weiße Minderheitsregierung aufgerufen. Schon jetzt fürchten viele, daß radikale ANC-Mitglieder Streikbrecher mit Einschüchterungskampagnen in die Reihe zwingen werden.
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