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Ausschreitungen in südafrikanischer MineStreik mit tödlichem Ende

Die Rivalität zwischen zwei Bergarbeitergewerkschaften in Südafrika eskaliert in einer Gewaltorgie. Neun Menschen sterben. Grund ist die drohende Absatzkrise im Bergbau.

Streikende Bergarbeiter in Südafrika. Bild: ap

JOHANNESBURG taz | Streit zwischen rivalisierenden Bergarbeitergewerkschaften bedroht die Förderung in der Platinmine Marikana in Südafrika, betrieben vom weltweit drittgrößten Platinförderer Lonmin. Mit Stöcken und Eisenstangen bewaffnete Streikende haben vier Menschen getötet und sechs verwundet, insgesamt gab es neun Tote.

Ein Arbeiter wurde mit einer Machete zu Tode gehackt, als er nach Schichtende aus dem Schacht kam. Zwei Wächter kamen bei Angriffen auf dem Werksgelände ums Leben. Ein Polizist starb durch einen Machetenhieb.

Seit Freitag befinden sich etwa 3.000 Arbeitnehmer bei Lonmin in einem illegalen Streik. Lonmins Vizepräsident Barnard Mokwena holte jetzt die Polizei, um weitere Morde zu verhindern. Bei ihrem Einschreiten gelang es dem wütenden Mob, Waffen an sich zu nehmen. Noch ist das Bergwerk in Betrieb, doch arbeitet es mit reduzierter Kraft. Denn viele Kumpels bleiben wegen der Bedrohungen zu Hause.

Die Bergarbeitergewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers) sagt, die Polizei wisse, wer hinter den Angriffen stecke. Die neue Konkurrenzgewerkschaft AMCU (Association of Mineworkers and Construction Union) rekrutiert seit einiger Zeit in den Bergwerken und argumentiert, sie könne bessere Löhne aushandeln, weil sie anders als die NUM nicht zum Gewerkschaftsdachverband Cosatu gehört, der wiederum der Regierungskoalition des ANC (African National Congress) angehört. AMCU-Generalsekretär Jeff Mphahlele wirft der NUM Behinderung vor; die NUM weist dies zurück.

Bereits im Februar prallten Mitglieder der beiden Gewerkschaften auf dem Gelände der Impala-Platinum-Bergwerks bei Rustenburg aufeinander. Die Produktion stand sechs Wochen still. Impala verlor 120.000 Unzen Produktion, rund 250 Millionen Dollar. Die Marikana-Mine 70 Kilometer nordwestlich von Johannesburg produzierte 2011 rund 694.000 Unzen Platin.

Die Anspannung im südafrikanischen Bergbau, ausgelöst durch einen schwächeren Weltmarkt, ist spürbar. Der Platinpreis ist um 39 Prozent gefallen, weil die europäische Nachfrage besonders aus dem Automobilsektor geschrumpft ist. Lonmin erklärte im Juli, das Werk in Marikana werde in den kommenden zwei Jahren seine Produktionsausgaben um die Hälfte drosseln. Das bedeutet große Verunsicherung bei den Bergarbeitern, die bereits um ein solides Auskommen kämpfen müssen.

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2 Kommentare

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  • I
    ingo

    Was für Gründe gibt es dafür? Eine durch und durch korrupte Staatsführung südafrika wird immer mehr zum failed State... Schade sie hatten Ihre Chance...

  • S
    SusaZ

    Die Arbeitsbedingungen im Bergbausektor Südafrikas sind desaströs. Laut Angaben der Minengewerkschaft NMU starben zwischen 1984 und 2005 weit über 11.100 Minenarbeiter. Dementsprechend kann man sich diesen Frust der Kumpels vorstellen:

    http://2010sdafrika.wordpress.com/2012/08/14/bergbau-in-sudafrika/