Ausschreitungen im Iran: Studentenprotest gegen Diktatur

Iranerinnen und Iraner haben für mehr Freiheit und gegen Präsident Ahmadinedschad demonstriert. Es kam zu gewaltsamen Ausschreitungen und Festnahmen.

"Frauen müssen selbst über ihr Schicksal entscheiden": Studentinnen im Iran Bild: dpa

BERLIN taz Es klingt absurd, ist aber wahr: Am "Tag des Studenten" herrschte an iranischen Universitäten Versammlungsverbot. Dennoch veranstalteten die Studenten an der Teheraner Universität am Sonntag eine Protestkundgebung, an der rund zweitausend Personen teilnahmen. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Mehrere Studenten wurden festgenommen.

Bereits im Vorfeld waren einige Studenten in Beugehaft genommen worden. Das Geheimdienstministerium begründete dies damit, es handele sich um Personen, die von "regierungsfeindlichen Kräften" angeheuert worden seien. Sie hätten in die Universität eindringen und dort eine "illegale" Demonstration veranstalten wollen.

Die Kundgebung fand unter dem Motto: "Universität - die letzte Bastion der Freiheit" statt. Schon in den frühen Morgenstunden hatten Ordnungskräfte und Mitglieder der Milizenorganisation der Basidjis alle umliegenden Straßen und die Eingänge der Teheraner Universität abgeriegelt, um Studenten anderer Universitäten an der Teilnahme zu hindern. Dennoch verschafften sich außenstehende Studenten durch die Hauptpforte Zugang zu ihren Kommilitonen.

"Lieber sterben als unterdrückt werden" - "Kein Krieg, kein Faschismus" - "Frauen müssen selbst über ihr eigenes Schicksal entscheiden, nicht der Staat" stand auf den Transparenten. Die Demonstranten forderten die Freilassung von drei Kommilitonen, die wegen angeblicher Veröffentlichung "antiislamischer" Bilder in Haft sind. Auffallend war, dass bei dieser Kundgebung auch iranische Kurden als einheitliche Gruppe auftraten. Die Gruppe, die Transparente in kurdischer und persischer Sprache trug, wurde mit großem Beifall begrüßt. Ihr Sprecher, Sohrab Karimi, sagte: "Manche werden bestraft, weil sie die herrschende Ideologie kritisieren, wir werden bestraft, weil wir Kurden sind."

Mehrere Sprecher kritisierten die "zunehmende Militarisierung" der Universitäten und die Einmischung der Geheimdienste und Milizenorganisationen. "Was wir wollen, ist eine Universität ohne Kontrolle durch die Regierung sowie das Recht, auch Professoren mit anderen Standpunkten zu hören", sagte ein Sprecher und forderte die Rückkehr der Professoren, die aus politischen Gründen in den Ruhestand geschickt worden sind.

Die meisten Proteste richteten sich jedoch gegen die Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschads. "Ja zum Frieden, nein zur Diktatur" stand auf mehreren Plakaten. "Was ist uns wichtiger, Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit oder Atomenergie?", fragte eine Sprecherin. "Nicht nur jene, die im Gefängnis sitzen, sondern wir alle befinden uns in einem Gefängnis", sagte ein Vertreter des islamischen Studentenvereins der Universität Allameh. Salman Sima von der Azad-Universität sagte: "Heute zeigt sich der Faschismus im Gewand der Religion. Wir spüren die Stiefel der Faschisten auf unserer Kehle. Aber die Herrschenden täuschen sich. Es wird ihnen nicht gelingen, unseren Widerstand zu brechen."

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