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Ausrasten kommt teuer

■ 1100 Mark Strafe für rassistische Beschimpfungen auf Polizeiwache

Wegen Beleidigung und Volksverhetzung hat das Amtsgericht gestern den 40jährigen Ulrich B. zu einer Geldstrafe von 1100 Mark verurteilt. Nach einem Verkehrsunfall am Silvesternachmittag 1994, in den neben B. auch ein türkischer Fahrer verwickelt war, hatte die Polizei bei dem Schlosser 1,3 Promille festgestellt. Den Führerschein war B. deshalb schon los.

Gestern nun ging es um sein Verhalten bei der Festnahme. Schon auf dem Weg zur Wache hatte der angetrunkene B. Beamte angepöbelt, weil seine Tochter nicht im Polizeiwagen mit ihm fahren durfte. Als er auf dem Revier auf die Blutentnahme warten mußte, beschimpfte er einen Polizisten: „Die dicke, fette Sau mit der Brille spreng' ich in die Luft!“ Aus dem Fenster rief er seiner draußen wartenden Frau sogar zu: „Weißt Du, warum ich hier bin? Nur, weil mir so ein Scheiß-Türke, also nicht einmal ein Mensch, in mein Auto gefahren ist.“ Als B. kurz warten sollte, um zur Toilette gelassen zu werden, urinierte er kurzerhand in einen Plastikbehälter.

Vor Gericht war der Angeklagte plötzlich ein ganz anderer: Es sei doch sein Geburtstag gewesen, er habe kaum gegessen, nur zwei Gläser Sekt getrunken und sei nur aus Sorge um seine Tochter so wütend geworden, entschuldigte er sich bei einem Polizisten, der die Abbitte kalt zurückwies. Reuig versuchte B. sich als wahrer Ausländerfreund zu zeigen: Die rassistischen Worte seien gar „nicht meine wirkliche Meinung“. Im Gegenteil: Bei der Arbeit habe er problemlos mit Ausländern zu tun gehabt. Seinen Job ist der Schlosser inzwischen los: Ohne Führerschein, der ihm bis Jahresende entzogen wurde, kann er keinen Kundendienst leisten. tim

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