: Ausnahmezustand in Bagdad
■ Regierungstruppen im Nordirak auf dem Rückzug/ Kerbala in der Hand schiitischer Rebellen?/ US-Sprecher: Iran schicke „ohne Zweifel einiges Material“ an Aufständische
Damaskus (afp) — In Bagdad ist nach Angaben der schiitischen Opposition vorgestern der Ausnahmezustand verhängt worden. In der irakischen Hauptstadt herrsche bereits seit einer Woche eine Ausgangssperre, um eine Ausweitung der Unruhen zu verhindern. Die irakischen Streikräfte haben sich unterdessen nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur 'irna‘ nach Takrit, der Geburtsstadt von Saddam Hussein, zurückgezogen, nachdem sie die Kontrolle über Kirkuk im Nordirak verloren haben. Die Straßenverbindung zwischen Kirkuk und Takrit sei unterbrochen, die irakischen Truppen hätten bei den Kämpfen in diesem Gebiet erhebliche Verluste erlitten. Zwölf irakische Offiziere seien dort tot gefunden worden. Nach einer Erklärung der schiitischen Widerstandsbewegung „Oberste Versammlung der islamischen Revolution im Irak“ hatten die Rebellen am Mittwoch mehrere Ortschaften an der Grenze zum Iran unter ihrer Kontrolle. Bereits am Dienstag hatten sie nach eigenen Angaben den Kommandanten der 35. Division, General Al Hajdari, gefangengenommen.
Kerbala, die heilige Stadt der Schiiten im Südirak, wird, wie die Organisation der Islamischen Aktion (OAI) erklärte, weiterhin von den Aufständischen beherrscht. Die Mudschaheddin hätten auch wieder die Kontrolle über die Grenzstadt Chanakin übernommen. Radio Bagdad hatte in der Nacht zum Mittwoch hingegen gemeldet, die irakischen Truppen hätten den Aufstand in Chanakin „niedergewalzt“.
Der Irak hatte der iranischen Regierung vorgeworfen, durch Unterstützung der schiitischen Aufständischen in die innerirakischen Auseinandersetzungen einzugreifen. Der Sprecher des US-Außenministeriums Richard Boucher erklärte dazu, aus dem benachbarten Iran gelange „ohne Zweifel einiges Material, einschließlich Waffen“ über die Grenze an die Rebellen. Er bekräftigte bei dieser Gelegenheit, daß die USA eine Einmischung in den Konflikt und eine „Aufteilung“ des Irak nach dem verlorenen Golfkrigeg ablehnten.
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