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Ausnahmetalent Wembanyama in der NBADie Blocks des Alleskönners

Basketballbubi Victor Wembanyama glänzt bei den San Antonio Spurs mit einem Triple-Double. Viel zu feiern gibt es beim Team aus Texas ansonsten nicht.

Victor Wembanyama (Mitte) von den San Antonio Spurs im Spiel gegen die Toronto Raptorsam 12. Februar Foto: John E. Sokolowski/USA TODAY Sports/reuters

S eit 34 Jahren hat es so etwas nicht gegeben! Es war ein Triple-Double der ganz besonderen Art. 27 Punkten, 14 Rebounds sowie 10 Blocks gelangen dem NBA-Neuling Victor Wembanyama am Montagabend beim 122:99 der San Antonio Spurs über die Toronto Raptors. Zuletzt schaffte dies eben Spurs-Legende David Robinson in der Saison 1989/90.

Eine wundersame Leistung also und doch war es nicht weniger als genau das, was man von Wembanyama vor dieser Saison erwartet hat. Alien wird der 2,27 Meter große und erst 20 Jahre alte Franzose gern genannt. Mit Jesus, der übers Wasser lief, wurde er schon verglichen oder eben mit Basketballlegende LeBron James, der ja ebenfalls dem Kreis der Überirdischen zugerechnet wird.

Entsprechend weit gefasst ist der Erwartungshorizont an Wembanyama. Und im krassen Kontrast stehen dazu die bislang allzu irdischen Leistungen seines Teams. Mit 18 Niederlagen in Serie verbuchten die San Antonio Spurs Mitte Dezember einen Negativrekord in ihrer Geschichte und stehen trotz leichten Aufwärtstrends in den letzten Wochen aktuell in der Western Conference abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Kritik kam in Texas auf, Wemban­yama werde zu wenig ins Spiel einbezogen, seine Einsatzzeiten seien zu gering. Doch die 75-jährige Trainerlegende Gregg Popovich denkt immer noch in großen Abständen. Letzten Sommer verlängerte er seinen Vertrag erst um fünf Jahre. Und Wemban­yama lässt sich ebenfalls von den Ergebnissen nicht aus der Ruhe bringen. Kürzlich sagte er: „Ich habe Zeit gebraucht, um herauszufinden, wie ich spielen will und wie ich für die Mannschaft spielen muss. Ich denke, jeder brauchte Zeit, um herauszufinden, wie er mit mir spielen kann.“

Ohnehin ist dies Kritik auf höchstem Niveau. Die Ergebnismisere überdeckte die außergewöhnlichen Vorstellungen des Franzosen, der trotz seiner unglaublichen Größe über eine unglaubliche Beweglichkeit verfügt. Das befähigt ihn zum Alleskönner. Ein Vergleich der Statistiken seiner ersten 44 NBA-Partien mit denen von LeBron James streicht das eindrucksvoll hervor. Lediglich beim Punkteschnitt pro Spiel (20,4) ist er James (20.8) leicht unterlegen. Seine Wurfeffizienz ist vor und hinter der Dreierlinie besser. Und bei den Rebounds und Blocks weist er deutlich bessere Werte auf. Mit mittlerweile 3,2 Blocks pro Partie ist er in dieser Disziplin in der Saison mit Abstand der Beste in der NBA.

zu was Wembanyama fähig wäre

Sein Teamkollege Devin Vassell sagte am Montagabend: „Wenn ich in der Verteidigung spiele und geschlagen werde, ist es fast so, als ob ich sagen würde: ‚Mach schon. Versuch es einfach.‘ Ich weiß, dass er da hinten ist und mir den Rücken freihält.“

Es bleibt viel Spielraum für die Fantasie, zu welchen Leistungen Wembanyama erst in einem gut besetzten Team fähig wäre. Mittelfristig wollen das die San Antonio Spurs werden. Der schlechte Tabellenrang hat zumindest den Vorteil, dass man beim nächsten Draft, bei der Auswahl der größten Talente, wieder als einer der ersten zugreifen dürfte.

Vasell hat für die Zukunft eine Prognose, die sich zugleich wie eine Warnung an die Konkurrenz anhört: „Es wird beängstigend sein zu sehen, wie er in den nächsten drei oder vier Jahren aussehen wird, wie unsere Teamchemie aussehen wird, wie ich und er als Duo spielen werden.“

Trainer Greg Popovich hat eh die Ruhe weg. Für seine Arbeitsweise hat er sich den dänisch-amerikanischen Journalisten und Fotografen Jacob Riis zum Vorbild genommen, der einmal sagte: „Wenn nichts zu helfen scheint, schaue ich mir einen Steinmetz an, der vielleicht hundert Mal auf seinen Felsen hämmert, ohne dass sich auch nur ein Riss zeigt. Doch beim hundertsten und ersten Schlag spaltet er sich in zwei Teile, und ich weiß, dass es nicht dieser Schlag war, der es bewirkt hat – sondern alles, was vorher geschah.“

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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