Ausländische Helfer dürfen nach Birma: Öffnung gegen Geld
Laut UN-Generalsekretär Ban Ki Moon lässt die Militärregierung nun doch alle ausländischen Helfer ins Land. Internationale Organisationen bleiben skeptisch.
BANGKOK taz Drei Wochen nach dem Zyklon "Nargis" gibt sich Birmas Juntachef endlich einsichtig: Laut UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wird die Militärregierung nun doch alle ausländischen Helfer, unabhängig von deren Nationalität, ins Land lassen. Dies habe ihm Juntachef Than Shwe zugesagt, so Ban gestern nach einem Treffen mit dem General in der abgelegenen Hauptstadt Naypyidaw. Auf die Nachfrage, ob das einen Durchbruch bedeute, sagte Ban: "Ich glaube schon."
Bislang hatte sich Birmas Regime vor allem gegen weitere Katastrophenexperten aus dem Westen gesperrt und fast nur asiatischen Helfern die Einreise erlaubt. Teil der nun getroffenen Vereinbarung, erklärte ein UN-Vertreter, sei, dass Experten auch in das besonders schwer verwüstete Irrawaddy-Delta fahren dürften.
Internationale Organisationen reagierten zunächst zurückhaltend. Sie bezweifeln, dass die Zusagen auch eingehalten werden. Auch Paul Risley vom Welternährungsprogramm in Thailand meint: "Die entscheidende Frage ist, ob wir Rangun tatsächlich verlassen können oder nicht." Viele Details der Hilfseinsätze seien noch ungeklärt. "Wenn es nicht nur ein Gerücht ist, wäre es ein Segen für all die Menschen, die auf Hilfe von außen warten", wird die Regionalkoordinatorin der Welthungerhilfe in Rangun, Angela Schwarz, zitiert.
Unklar blieb am Freitag, was mit den Tonnen von Hilfsgütern passieren soll, die sich an Bord von Marineschiffen aus den USA, Frankreich und Großbritannien befinden. Die Ladung an Land bringen zu lassen, hatte die Junta bisher abgelehnt. Es handele sich um Kriegsschiffe und die hätten andere Absichten, als zu helfen, so Birmas Staatsmedien.
Nach UN-Schätzungen sind 2,5 Millionen Menschen vom Zyklon betroffen, zehntausende warten auf Hilfsgüter. Noch am Donnerstag hatte die Junta erklärt, die Phase der Nothilfe sei abgeschlossen und der Wiederaufbau könne beginnen. Dafür benötige Birma etwa 11,7 Milliarden US-Dollar, hatte Außenminister Nyan Win erklärt.
Auf finanzielle Zusagen hoffen die Militärs während der für Sonntag geplanten Geberkonferenz in Rangun. Allerdings müssten sie ihre Angaben gegenüber der internationalen Gemeinschaft auch glaubhaft machen können, forderte der Generalsekretär der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, Surin Pitsuwan.
Die UNO-Geberkonferenz und der Asean dürfte entscheidend dafür gewesen sein, dass Juntachef Than Shwe seine bislang starre Haltung aufgegeben hat. "Entweder war UN-Generalsekretär Ban imstande, Than Shwe davon zu überzeugen, wie die Katastrophenlage wirklich aussieht - oder er hat damit gedroht, die Geberkonferenz nicht stattfinden zu lassen", meint der Birmaexperte Win Min von der thailändischen Chiang-Mai-Universität. Für Debbie Stothard von der Oppositionsgruppe Alternative Asean Network on Burma ist Letzteres wahrscheinlich: "Das ist die 11,7-Milliarden-Dollar-Frage", so Stothard in Anspielung auf die von den Militärs genannte Summe. Das Regime hoffe darauf, bei der Konferenz genug Geld zu sammeln, und habe daher Zugeständnisse machen müssen. Allerdings warnt sie die internationale Gemeinschaft davor, sich täuschen zu lassen: "Die Weltgemeinschaft sollte gelernt haben, dass die Junta leere Versprechungen macht."
UN-Generalsekretär Ban hatte sich am Donnerstag nach einem Besuch im zerstörten Irrawaddy-Delta bestürzt über die Lage der Überlebenden gezeigt. Birmas Junta hatte allerdings die Route bestimmt: In einem der Lager waren Dutzende saubere blaue Zelte aufgebaut worden - mit lächelnden Frauen und Kindern davor. Einige Zelte, so sagen Beobachter, seien komplett leer gewesen. Mit dieser Schauveranstaltung habe die Junta den Eindruck erwecken wollen, sie habe die Lage unter Kontrolle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!