: Ausgrenzungsmanie
■ Zur Vorbereitung der Hanauer Großdemonstration
Daß es der Anti–AKW–Bewegung erstmals gelungen ist, gemeinsam mit der Friedens– und der 3. Welt–Solidaritäts–Bewegung zu einer Großdemonstration aufzurufen, ist ein Fortschritt. Ob allerdings der Aufruf und die Rednerliste geeignet sind, eine massenhafte Demonstration auf die Beine zu stellen, ist mehr als fraglich. Wer glaubt, die SPD wie in den siebziger Jahren immer noch in die Ecke der hundertprozentigen Pro–Atom–Parteien stellen zu können, demonstriert vielleicht „politischen Durchblick“, handelt aber taktisch unklug. Auch wenn sich die Kernkraftkritik der Sozialdemokraten bisher aufs Verbale beschränkt, gelten sie bei der Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr als AKW–Befürworter. Klüger wäre, SPD–Vertreter in die Anti–AKW–Bewegung einzubinden, um sie so auf ihre Versprechungen zu verpflichten. Die Ausgrenzungsmanie der Hanauer Versammlung erweckt den Eindruck, als sei es denen, die schon immer vor der Atomenergie gewarnt haben, nicht recht, daß plötzlich die Mehrheit der Bevölkerung (und das sind eben SPD– und CDU–Wähler) ihre Inhalte übernommen hat. Wie trotzige Kinder wollen sie betonen, daß sie die „einzig wahren“ AKW–Gegner und alle anderen nur Heuchler und Trittbrettfahrer sind. Damit kann man kaum mehr Menschen zum Demonstrieren zu ermuntern als die, die ohnehin schon in Brokdorf, Grohnde und Gorleben waren. Das Hanauer Vorbereitungsplenum ist ein Beweis für die fragwürdige demokratische Legitimation solcher Versammlungen. Wenn die autonomen Gruppen durch größere personelle Präsenz über mehr Stimmen verfügen als zahlenmäßig weitaus stärkere Organisationen wie etwa BUND und Grüne, kann nur ein verfälschtes Bild des Anti–AKW–Lagers entstehen. Michael Miersch
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