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Ausbildung auf SegelschulschiffGorch Fock sticht wieder in See

Eine Expertenkommission kommt in ihrem Abschlussbericht zu dem Ergebnis: Die Ausbildung auf dem Schulschiff Gorch Fock soll fortgeführt werden.

Der Innenminister sagt: Die Gorch Fock bleibt Bundeswehr-Schulschiff. Bild: dapd

BERLIN dpa/afp | Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) will trotz des Todesfalls auf der Gorch Fock vom vergangenen Jahr die Ausbildung auf dem Segelschulschiff fortsetzen. Ab wann und mit welchen Veränderungen dies geschehen wird, werde Generalinspekteur Volker Wieker zusammen mit der Marineführung festlegen, erklärte de Maizière am Freitag nach Entgegennahme eines Expertenberichts über die Zukunft der Ausbildung auf der Gorch Fock.

Die Kommission unter Leitung des Militärhistorikers Reiner Pommerin war eingesetzt worden, nachdem im November eine 25-jährige Offiziersanwärterin auf der Gorch Fock bei einer Segelübung von einem Mast gestürzt und an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben war. Ihr Tod hatte eine Affäre ausgelöst, in der es um Vorwürfe der Schikane und der sexuellen Belästigung an Bord des Dreimasters ging.

Der damalige Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte den Kommandanten der Gorch Fock im Januar als Reaktion auf den Tod der Kadettin ablösen lassen. Für diese schnelle Entscheidung war er heftig kritisiert worden. Doch ein Ende Juni vorgelegtes Gutachten über die Vorkommnisse hatte Berichten zufolge gravierende Mängel bei der Dienstaufsicht festgestellt. Die Rückkehr von Schatz gilt als wenig wahrscheinlich. Zudem hatte zu Guttenberg die Pommerin-Kommission eingesetzt, die nun ihre Arbeit beendete.

Zunächst solle der Pommerin-Bericht, der ebenfalls eine Fortführung der Ausbildung auf der Gorch Fock empfiehlt, weiter ausgewertet werden, erklärte de Maizière. Er werde dabei auch mit den internen Überlegungen zur zukünftigen seemännischen Ausbildung abgeglichen.

Der Bericht, der auch die Erfahrungen der seemännischen Basisausbildung auf Segelschulschiffen anderer Nationen einbezieht, enthält nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine Reihe von konkreten Forderungen, etwa zur Sicherung an Bord und in der Takelage, zur Verlängerung von Vorsegelausbildung und Ausbildungszeit an Bord, zur Erhöhung der körperlichen Fitness der Offizieranwärter sowie Fragen der Auswahl und Ausbildung der Stammbesatzung.

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2 Kommentare

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  • WB
    Wolfgang Banse

    Man kann nicht so tun ,als ob nichts geschehen ist

    Das Segelschulschiff Gorch Fock,einst Aushängeschild

    der Marine soll wieder in See stechen.

    Es gab keine tote Kadettin,es gab keine Thyranei auf dem Elite-Segelschulschiff,so hat man den Eindruck.

    Eine neue Mannschaft,ein neuer Farbanstrich,neu gesetzte Segel können nicht darüber hinweg täuschen,was sich an Bord abspielte und ereignete.

    Automatisch wird man daran erinnert,was an die Öffentlichkeit gelangte,wenn der Name gorch Fock fällt.

    Von einem Elite Segelschulschiff,ein Aushängeschild der Marine kann nicht mehr auf Grund der Vorkommisse gesprochen werden.

  • HG
    Hanna Greetsiel

    Typisch Bundeswehr: man löst das Ganze technisch und glaubt, das Problem erledigt zu haben.

     

    In Zeiten der Euronen-Krise ein Tipp zur Verschwendungsvermeidung auf die Schäuble-Art: Um die 30 Millionen Euro an Investitionskosten für die Gorch Fock wieder 'reinzukriegen: Wie wäre es mit einem Public-Private-Partnership, etwa in der Art, dass die Kadetten ein Logo der Sponsoringfirma auf der schmucken weissen Ausgehuniform tragen, z.B. einen Mercedes-Stern, ein VW-Signet oder ähnliches ? Ist im Fernsehfussball längst gang und gäbe. Auch Kondomfirmen könnten interessiert sein, nach allem was wir vom Bordleben der Gorch Fock bei Nacht wissen !

     

    Auch die vielen Segel eignen sich hervorragend zu Werbezwecken: Norddeutsche Biermarken könnten sich da bunt engagieren, Sonnencremehersteller, Bio-Bäcker und Smartphonefabrikanten.

     

    Ich fordere: Wenn schon verkaufsfördernde Imagereisen, dann bitte Werbeverträge für das Schiff und für die ganze Crew.

     

    Auch Incentives für gestresste Ex-Doktoren ins Bermudadreieck oder Trauerreisen der CDU-Stahlhelmgruppe nach Scapa Flow zu den Überresten der deutschen Schlachtflotte von 1918 wären ja möglich, wenn auch politisch etwas instinktlos. Macht nichts, wir sind sowieso ahistorisch und jetzt geht's ums Geld, im Parlament sowieso.

     

    Wann öffnet die ach so graue Marine ihre üppigen Bordwände den schönen Seiten der werblichen Verführung ? Stadtbusse werden dekoriert, warum nicht auch endlich Rahsegler, Tender, Korvetten und Fregatten ? Die Welt ist ein Werbemarkt, sogar in Afrika macht die Merkel schon Rüstungsgeschäfte. Milliarden Steuergelder könnten jährlich eingespart werden - nur der Minister denkt nicht daran, noch nicht.