Aus für spanischen Nachrichtensender: Big Brother statt neueste Nachrichten

"Es passiert, du siehst es ja!" Das ist der Slogan von Spaniens Nachrichtensender CNN+. Der flimmerte am Dienstag zum letzten Mal über die Bildschirme.

Nichts als Flimmern: CNN+ gibt es in Spanien nicht mehr. Bild: photocase / complize

MADRID taz | Deutlicher hätte das Ende von Spaniens Nachrichtensender CNN+ kaum illustriert werden können. Dienstag, 28.12.10, 24:00 Uhr: Zum letzten Mal erscheint der Slogan von CNN+ auf dem Bildschirm: "Es passiert, du siehst es ja!" Danach verschwand das Studio aus dem fast 12 Jahre lang das Neueste aus aller Welt in Spaniens Wohnzimmer flimmerte für immer und der "Big Brother" Schriftzug tauchte auf.

Künftig wird auf der CNN+-Frequenz 24 Stunden die mittlerweile 12. Staffel aus der bekanntesten WG des Landes übertragen. Das Motto bei "Big Brother" lautet wie auf dem TV-Markt auch: Einer muss gehen.

Das Ende von CNN+ ist das Symbol für die schwere Krise des Verlagshaus Prisa rund um die größte Tageszeitung des Landes, El País. CNN+ war das Ergebnis eines Abkommens mit der amerikanischen CNN und das Vorzeigeprojekt des Presse- und Medienimperiums. Das Unternehmen Prisa, das neben Zeitungen, Radiosendern auch Buchverlage und Kinoproduktionsgesellschaften unterhält, hat sich übernommen.

Nach knapp zwei Jahrzehnt Expansion im spanischen TV-Bereich und in spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern rund um die Welt, hat das Medienhaus fünf Milliarden Euro Schulden. Dies führte zum Entschluss, die offen ausgestrahlten Sender Cuatro und CNN+ zu verkaufen.

Ein Investor war schnell in Form von Silvio Berlusconis Mediaset und dessen spanischen Senders Telecino gefunden. Sie kauften Cuatro und CNN+ und investierten zusammen mit der spanischen Telefongesellschaft Telefónica in die Pay-TV-Plattform von Prisa, Digital+. Der Erlös aus dem Geschäft wurde fast komplett zur Schuldentilgung benutzt.

Das Ganze hatte nur einen Haken: Qualitätsjournalismus mögen der italienische Ministerpräsident und seine Unternehmen nicht. Und Prisa lehnte das Angebot, CNN+ zurückzumieten und weiterzuführen ab. Denn dies passte nicht in das Konzept des US-amerikanischen Fonds Liberty Acquisitions Holding, der mittlerweile die Mehrheit bei Prisa hält und auf neue Geschäftsfelder in Lateinamerika und den Hispanomarkt in den USA setzt.

Das Medienhaus Prisa, das weltweit 15.000 Menschen beschäftigt, setzt die Schere auch bei anderen Medien an. In Portugal steht ein TV-Sender zum Verkauf und die spanische Wirtschaftszeitung Cinco Días entlässt zum Jahresende 25 ihrer 90 Mitarbeiter. Bei der größten spanischen Tageszeitung El País beginnen im Januar die Tarifverhandlungen.

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