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Aus für Stierkampf in KatalonienSieg der Tierschützer

Das katalonische Parlament in Barcelona verbietet Stierkämpfe. Das neue Gesetz gilt ab 2012. Tierschützer hoffen, dass die anderen Provinzen nachziehen.

Das blutige Spiel mit dem Stier wird es künftig in Katalonien nicht mehr geben. Bild: dpa

BARCELONA apn | Die spanische Region Katalonien verbietet den Stierkampf. Nach einer emotional geführten Debatte am Mittwoch entschieden sich die Abgeordneten des Parlaments in Barcelona am Mittwoch mit 68 zu 55 Stimmen gegen den Stierkampf, neun Parlamentarier enthielten sich. Es ist das erste Verbot seiner Art auf dem spanischen Festland.

Damit verschwinden Stierkämpfe ab 2012 aus der wohlhabenden Region im Nordosten, in der zehn Prozent der insgesamt 46 Millionen Spanier leben. Die letzte noch verbliebene Stierkampfarena in Barcelona wird geschlossen. Dort fanden 15 Kämpfe pro Jahr statt, die Arena war selten ausverkauft.

Ein Sprecher der gemäßigten Partei Konvergenz und Union (CiU), Josep Rull, hatte vor der Abstimmung gesagt, ein Nein zum Stierkampf zeuge nicht von einer antispanischen Gesinnung, wie Befürworter gerne unterstellten. Er verwies auf das englische Fuchsjagd-Verbot: "Wurde damit etwa englischen, britischen und schottischen Traditionen eine Absage erteilt? Wohl kaum." Tierschützer hoffen, dass auch andere spanische Regionen nachziehen werden.

Als erste Region hatten die Kanarischen Inseln 1991 den Stierkampf verboten. Die Zahl der Kämpfe ist in ganz Spanien in den vergangenen Jahren auf rund 1.000 pro Saison gesunken. Grund dafür sind auch geringere Steuereinnahmen, die örtliche Regierungen dazu veranlassen, die Subventionen für Stierkämpfe in Kleinstädten zu kürzen. Stattdessen müssen die Stadträte Geld in Schulen, soziale Programme und Straßenausbesserungen investieren.

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10 Kommentare

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  • P
    PablodeRonda

    Ich kann kaum glauben, dass Ihr Deutschen, das Thema nicht richtig verstanden habt. „El toreo“ ist gar kein Kampf, gar kein Sport; es ist ein Spektakel, ein Teil der spanischen Kultur.

    Das Problem ist eigentlich, dass die spanischen Worte falsch übersetzt worden sind, nicht nur ins Deutsche sondern auch in andere Fremdsprachen, wie z. B Englisch. Deshalb ist die Einstellung von vielen Ausländern vollkommen falsch.

    „El toreo“ heisst „mit dem Stier arbeiten“, „la corrida“ soll nicht als Stierkampf übersetzt werden, sondern als „das Rennen der Stiere“, „el matador“ ist kein Stierkämpfer, sondern „der Schlachter“.

    Und wo liest man in den spanischen Zeitungen die Berichte von den „corridas“? In den Kultursektion, nicht auf den Sportseiten.

     

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  • IN
    Ihr Name Benoite31

    Sehr geehrter Herr Premierminister,

     

    Als die Unterzeichnende wende mich an Sie, um Sie aufzufordern, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um Stierkämpfe und andere grausame Formen der “Unterhaltung”, die mit Stieren arbeitet, wie das “Stierrennen” des Festivals von San Fermin, zu verbieten. In einer zivilisierten Gesellschaft ist kein Platz für das Leid und Schlachten von Tieren zu Zwecken der Unterhaltung.

     

    Ich bin nur einer von Millionen von Menschen weltweit, die Stierkämpfe als einen grausamen und Gewalt verherrlichenden “Sport” ansehen, der in ganz Europa illegal sein sollte.

     

    In ganz Spanien, Europa und dem Rest der Welt wächst die Kritik an Stierkämpfen. Bitte hören Sie auf die 72% aller Spanier, die sich nicht für den Stierkampf interessieren und lieber als Teil eines Landes angesehen werden würden, dass Mitgefühl zeigt und die Leben all seiner Einwohner respektiert.

     

    Die Zeit ist nun reif, einzusehen, dass Stierkämpfe von der großen Mehrheit der spanischen Bevölkerung – und dem Rest der Welt - nicht mehr akzeptiert werden. Wenn Sie den Stierkampf verbieten würden, gingen Sie für immer als Politiker in die Geschichte ein, der die Qualen und das Töten von jährlich über 40.000 Stieren in Spanien beendet hätte. Ich bitte Sie: nutzen Sie diese Gelegenheit, Geschichte zu schreiben.

     

    Sobald in Ihrem wunderschönen Land aufgehört wird, Stiere zu Tode zu foltern, werde ich wieder bei Ihnen meinen Urlaub verbringen.

  • IN
    Ihr Name Benoite31

    Es ist ein grausames Schauspiel, welches sich Jahr für Jahr in den Reihen der Arena abspielt. Der Stier hat bei dem unfairen Kampf keine Chance. Der Kampfstier Toro de Lidia oder Toro Bravo wird speziell für den Stierkampf gezüchtet. Er wird im Alter von 5-6 Jahren eingesetzt und wiegt zwischen 500-600 Kilogramm.

     

    Man behauptet, dass der Stier vor dem Stichtag ein schönes Leben führt. Er hat viel Platz auf einer Weide und wird gut genährt und gepflegt. Dafür sind die letzten Wochen vor dem Kampf eine Qual. Tierschutzvereinigungen haben verdeckt ermittelt und herausgefunden, was hinter den Kulissen passiert. Wochen vor dem Kampf werden den Stieren schwere Gewichte um den Hals gehängt. In die Nase werden ihnen Taschentücher und Watte gesteckt, um ihre Atmung zu erschweren.

     

    Schon zwei Tage vor dem Stierkampf bekommen die Stiere kein Futter mehr und nur wenig Wasser. Sie bekommen Medikamente verabreicht, die Darmbluten verursachen und werden mit Beruhigungsmitteln betäubt. Die Nacht vor dem Kampf verbringen die Stiere in engen Kisten, die gedreht werden, damit sie die Orientierung verlieren. Auch am Tag des bevorstehenden Kampfes bekommen sie keine Nahrung mehr. Stattdessen Prügel und Nadelstiche in die Hoden. Zu guter Letzt werden ihre Ohren und Fesseln mit Terpentin eingerieben, die ihnen noch mehr Schmerzen bereiten und sie scharf machen. In diesen letzten zwei Tagen vor dem Kampf verliert ein Stier um die 40 Kilogramm.

     

    Kurz bevor sie ihrem Schicksal entgegentreten, werden sie mit Schlägen auf die Nieren geschwächt. Ihre hochempfindlichen Hörner werden abgeschliffen, um den Torero zu schützen und ein zielgerechtes Zustoßen zu verhindern. Zum Schluss wird ihnen noch Vaseline in die Augen geschmiert. Der Stier betritt die Arena desorientiert, geschwächt und fast blind. Und das ist erst der Anfang. Während dem eigentlichen Stierkampf gibt es noch weitere Methoden um den Stier zu schwächen und ihn langsam zwischen den hitzigen Olé-Rufen des Publikums verbluten zu lassen.

  • TH
    Thors Hammer

    Die Katalanen haben das vollkommen richtig gemacht!

    Der Argumentation von K. kann ich nicht ganz folgen. Abgesehen davon, daß wir mal davon ausgehen, daß Weißbier kein Schmerzempfinden hat:

    Bloß weil etwas tief im Bewußtsein der Menschen (der Wahlberechtigten zumal) verwurzelt ist, muß das noch lange nicht gut oder schützenswert sein. Es gibt schließlich auch Regionen, in den Steinigungen und Mädchenbeschneidung "Tradition" und im Bewußtsein vieler fest verwurzelt sind. Verboten gehören sie trotzdem!

  • S
    Syma

    So ein Quatsch. In Catalonien war das eh nie beliebt. Im Rest Spaniens weicht man wegen Protesten der Tierschützer meist auf Recortadores und ähnliche varianten aus. Das sei angeblich Stierkampf-Akrobatik, bei der die Tiere nicht zu schaden kommen.

    War selbst bei 5 solchen veranstaltungen und war zunächst sehr beeindruckt. Anspruchsvoller Zirkus, bis man sich dann doch fragt wohin die Tiere kommen UND - der Unterschied ist lediglich, die Tiere werden nicht vor den Augen der Zuschauer getötet sondern in der Sekunde, in der sie die Arena verlassen. (Ausser es treten Jünglinge gegen kleine Stierchen an, die dürfen dann beide noch ein bisschen leben.)

    Heuchelei

  • SK
    Stefan K.

    Ich meine über so eine Sache hätte man lieber ein Volksabstimmung gemacht, bei der min. 50% der Wahlberechtigten auch abstimmen müssen.

     

    Darüber hinaus bleibt aber zu sagen, dass der Stierkampf in Katalonien keine wirkliche Tradition hat. Er wurde dort von "richtigen Spaniern" eingeführt und ist nicht in der katalonische Tradition verwurzelt.

     

    Ich selbst habe während des Studiums und auch danach viel Zeit in Spanien verbracht (insgesamt fast 5 Jahre). In anderen Regionen ist der Stierkampf sehr sehr tief im Bewusstsein der Menschen verankert, auch wenn viele niemals in die Arena gehen.

     

    Das etwa in Malaga oder Sevilla der Stierkampf abgeschafft wird, dürfte in etwa so wahrscheinlich sein, wie eine Abschaffung des Weißbiers in Bayern.

  • B
    Benjamí

    ein schöner Tag heute. Diese Traditionen müssen weggefegt werden.

  • LP
    liselotte pulverschnee

    gibt es sie doch noch die "guten menschen" ?

    das macht hoffnung.

  • M
    Manuel

    Wunderbar, bleibt nur zu hoffen, dass die "Traditionalisten" nicht vorm Verfassungsgericht gewinnen und diese Entscheidung rückgängig gemacht wird.

    Hoffentlich ziehen andere Regionen da auch mit, denn Katalonien ist ja nicht gerade die Hochburg des Stierkampfes.

    Aber ein toller und wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist getan!

  • C
    chris

    darüber bin ich sehr glücklich.

     

    Nun können endlich,hoffentlich diese Tiere"in Würde"leben.