Aus für Hamburg Freezers: Plektrum statt Puck
Eigentümer der Hamburg Freezers zieht sich endgültig zurück – es ist aus mit dem hiesigen Profi-Eishockey. Für die Spielstätte gibt es schon eine lukrativere Idee.
![](https://taz.de/picture/1222855/14/N4_feiern_statt-Eishockey_gucken_Christian_Charisius_dpa.jpeg)
Aus und vorbei: Die Anschutz Entertainment Group (AEG), Eigner der Hamburg Freezers, hat bis Dienstag um Mitternacht keine Lizenz für die Deutsche Eishockey Liga (DEL) beantragt und damit ist das Profi-Eishockey-Team Geschichte.
Mit Tränen in den Augen trat Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold kurz vor Ablauf der Frist um 23.14 Uhr vor die Tür der Geschäftsstelle, um das Ende zu verkünden – und rührte die rund 200 ausharrenden Fans zu Tränen.
„Wir sind unfassbar sprachlos und traurig“, twitterte der scheidende Freezers-Kapitän Christoph Schubert, der eine Spendenkampagne initiiert hatte. Innerhalb von vier Tagen spendeten über die Internet-Plattform Fairplaid 3.319 Menschen 532.952 Euro. Ein möglicher Hauptsponsor sicherte zu, zehn Jahre lang 550.000 Euro pro Saison zahlen zu wollen. Wer möchte, erhält nun seine Spende zurück.
„Leider haben wir keinen strategischen Partner gefunden, der die Freezers übernimmt und AEG von der Aufgabe befreit hätte, zwei Teams in einer Liga zu betreiben“, ließ AEG-Europa-Präsident Tom Miserendino via Pressemitteilung wissen. Neben den Freezers finanziert das Unternehmen auch die erfolgreicheren Eisbären Berlin. Miserendino bezeichnete die Resonanz auf das Crowdfunding und die Unterstützung aus der Wirtschaft als „wirklich erstaunlich“. Doch die „erhebliche Unterdeckung des Budgets“ wäre geblieben, monierte er. Die AEG setzte pro Saison rund 2,5 Millionen Euro zu.
„Wir gehen nicht in Insolvenz, wir stellen nur den Spielbetrieb ein“, erklärte Freezers-Sprecher Sebastian Stolz. Auch für die unteren Ligen werden die Freezers, anders als etwa die HSV-Handballer, kein Team melden. Lediglich ein Engagement in der Deutschen Nachwuchsliga (DNL), in Kooperation mit dem HSV, ist denkbar, wenn auch noch nicht beschlossene Sache. Auf deren Website prangte schon vor dem Freezers-Aus der Slogan: „Eishockey spielt nur der HSV“.
Am wenigsten Sorgen um ihre Zukunft müssen sich die 20 Profis machen, die meisten werden bei anderen Vereinen unterkommen. Den 20 Geschäftsstellen-Mitarbeitern aber droht der Gang zum Arbeitsamt.
Auch für die AEG hat das Aus des Profi-Eishockeys finanzielle Konsequenzen, denn das Unternehmen besitzt und betreibt die bisherige Heimstätte der Freezers, die Barclaycard-Arena. Nach der Insolvenz der Handballer des HSV Hamburg und dem Aus der Freezers wird die Auslastung der Halle sinken. „Es muss sich niemand um die Zukunft der Arena Sorgen machen“, sagt Frommhold, bislang Geschäftsführer der Freezers und der Arena in Personalunion. „Wir können jetzt bessere Daten anbieten, weil die vom Sport benötigten Wochenendtermine auch für Konzerte optimal sind.“ Und die sind lukrativer als das Minus-Geschäft mit den Freezers.
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