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■ Aus der guten alten ZeitDie antiken Grenzen des Wachstums

Von einem verflossenen goldenen Zeitalter träumten bereits die alten Griechen. Seit Beginn der Siedlungsgeschichte waren die Bewohner des östlichen Mittelmeerraums darangegangen, eigenhändig ihren Lebensraum nachhaltig zu zerstören. Daß die Bauern, verbunden mit ihrer Scholle, in Harmonie mit der Natur lebten – jedenfalls bevor sie durch Agrochemikalien und schwere Landwirtschaftsmaschinen verdorben wurden – ist leider nur eine Legende. Sind Hochkulturen und Umwelterhaltung unvereinbar?

Die attischen Böden hätten früher alle an Fruchtbarkeit übertroffen. Doch dann, lamentiert Platon im vierten Jahrhundert vor Christus, sei das Gehölz verschwunden, der Boden ins Meer geschwemmt geworden, so daß von Attika „wie von einem durch Krankheit dahingeschwundenen Körper nur noch die Knochen übriggeblieben“ seien. Vom achten vorchristlichen Jahrtausend an begannen Menschen in Städten zu leben, im Nahen Osten, in Ägypten und später in Griechenland. Schnell wuchsen die Siedlungen, der Handel gedieh, denn die neu entwickelte Landwirtschaft lieferte Nahrung im Überfluß. Doch fast ebenso schnell kam es zur Übernutzung des Landes: Erst verschwand das Wild, dann der Wald, denn Holz war der wichtigste Rohstoff: Brennstoff etwa für Metall- und Glasgewinnung, Baumaterial für Gebäude und die bald riesigen Handelsflotten. Durch falsche Bewässerungsmethoden versalzte vor allem in Mesopotamien der Boden; durch Übernutzung und mangelnde Düngung verlor die Erde Nährstoffe. Das verbleibende Grün wurde überweidet, erst durch Rinder, und wenn diese schon nichts mehr zu fressen fanden, durch Schafe und Ziegen. Daß das Vieh im Verlauf der Bronzezeit kleiner wurde, zeigen Knochenfunde. Den Griechen und den Römern waren die Probleme durchaus bewußt, und so mancher berühmte Philosoph widmete sich der scheinbar profanen Landwirtschaft. „Brachland ist Fluchabwehr, Besänftiger klagender Kinder“, schrieb Hesiod, und im Alten Testament greift Gott selbst ein: Im siebten Jahr solle man das Land ruhen lassen.

Doch der Raubbau setzte sich fort. Durch den Schwund der Wälder wurde der Boden aus den Bergen ausgewaschen. Die Flüsse versandeten und stauten sich zu Nährbecken für Krankheitserreger. Die Malaria geißelte die Menschen am Mittelmeer, und zur späten Römerzeit wütete die Pest. Längst mußten Lebensmittel von weit her, aus der Ukraine und Nordafrika, importiert werden. Unter Kaiser Justinian (531–590) wurden nachweislich viele Städte und Dörfer verlassen; die Bevölkerungszahlen sanken. Die demographische Katastrophe spiegelt das Ausmaß der Umweltkatastrophe.

Daß das römische Reich zerbrach, von Barbaren überrannt werden konnte, dazu trug – neben anderen Faktoren – die Umweltzerstörung bei. Außer Konstantinopel, dem späteren Byzanz, blieben über Jahrhunderte lediglich kleine Siedlungen übrig, und nur die kleinbäuerliche Privmitivlandwirtschaft sicherte das Überleben. Dies ist der Hintergrund, auf dem sich das Christentum und etwas später der Islam entfalten konnte. Nicola Liebert

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