Aus den Niederungen des Fußballsports: Wer gehört zu wem?
■ Wechselspielchen auf den Trainerbänken in der Verbandsliga Hamburg
„Alle Jahre wieder“, kommt zwar nicht das Christkind, aber dafür gibt es in Bergedorf einen Trainerwechsel. So auch in diesem Jahr, wo Coach Wolfgang Nitschke, genau nach einem Jahr und einer Woche, seinen Trainer-Hut nahm. Auslöser war die 1:6-Packung seines Star-Ensembles am Mittwoch bei den Amateuren des FC St. Pauli, die damit ihren zweiten Tabellenplatz (19:5-Punkte) weiter festigten.
Ganz anders die Situation in Bergedorf. Der einsame Wolf(gang) Nitschke, der schon in den letzten Wochen Ärger mit Hauptsponsor Günter Wunder hatte (“Für mich ist Nitschke der falsche Mann in Bergedorf“) saß auf einem Schleudersitz. Es war klar, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, wann der Coach aufgeben würde. Nach dem Debakel zog sich die Führungsetage von Bergedorf 85 mit ihrem Trainer in das Geschäftszimmer des FC St. Pauli zurück. Ein Ort, der schon viele Krisensitzungen erlebt hat. Draußen vergnügten sich die Fans bei einem Punk-Konzert (Ramonez 77) im FC-Clubheim, hinter der Tür ging es auch turbulent zu.
Nitschke bot seinen Rücktritt an, die Bergedorfer Macher stimmten sofort zu. „Ich hatte von den '85-Offiziellen keine Rückendeckung mehr“, sagte der sympathische Nitschke, „insofern wollte ich die Sache mit Anstand beenden.“ Auf die Mannschaft kommen harte Zeiten zu, der eiserne Besen droht. Manager Kay Gosebeck: „Jetzt brauchen wir einen Trainer, der autoritär ist, notfalls ein paar Spieler, die nicht mitziehen wollen, aus dem Kader schmeißt. Dafür bekommt er von uns volle Rückendeckung.“
Wunschkandidat Nummer eins ist Manfred Lorenz (früherer Oberliga-Coach bei Altona und Concordia), der aber nicht aus seinem Vertrag bei Barsbüttel herauskommt. Dafür sorgt Ronald Wulff, BSV-Sponsor und HSV-Präsident in spé: „Entweder Bergedorf 85 zahlt Barsbüttel 20.000 Mark Ablöse für Herrn Lorenz, oder er bleibt bis zum Ende der Serie 1993/94 Trainer beim Barsbütteler SV. Schließlich sind nicht wir für die Fehlplanungen anderer Vereine verantwortlich.“ Ein teures Vergnügen für Bergedorf, wenn der Wunschkandidat das Traineramt bei den „Elstern“ übernehmen sollte. Uwe Erkenbecher, der schon beim VfL 93 aushalf, oder Eugen Igel, der bei Rasensport auf der Abschußliste steht, sind weitere Kandidaten. Aber erstmal wird Ex-Libero Dirk Klenke (33) seinen alten Kameraden helfen.
Auf Trainersuche ist auch Komet. Am Donnerstag rebellierte die Mannschaft (zuletzt acht Niederlagen in Folge) gegen ihren Coach Manfred Albrecht. Der trat zurück. Morgen gegen Langenhorn (15 Uhr Dockenhuden) sitzt der Trainer der Zweiten, Michael Mathey, auf der Bank. Danach beginnt auch in Blankenese die große Suche nach einem neuen Trainer. Allerdings sind beim Tabellenletzten bisher nicht so viele Angebote (nämlich null) angekommen, wie bei Bergedorf 85, wo die Trainer (zehn Bewerbungen) Schlange stehen. Pille
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