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Aus dem taz-MagazinSchäubles Freiheit

Seine Karriere hing stets von anderen ab - von Kohl etwa, von Merkel oder der CDU-Spendenaffäre. Darum hat Schäuble beschlossen, dass nur noch er über sich bestimmen darf. Und er hat noch viel vor.

"Die menschlichen Enttäuschungen habe ich mir abgewöhnt," sagt Wolfgang Schäuble. Bild: dpa

Wolfgang Schäuble wartet in einem Saal des Berliner Kongresshotels Estrel auf seinen Auftritt. Gerade hat der Kanzleramtschef seine Hand geschüttelt, und jetzt redet der ehemalige Innenminister Afghanistans auf ihn ein. Die Regie hat den Raum in warmes Licht getaucht für die Tagung des Bundesnachrichtendienstes. Zwischen den Stuhlreihen klönen die Geheimdienstler und Sicherheitsexperten, angereist aus aller Welt. Über ihnen, auf einer Videoleinwand, dreschen Polizisten einer Millionenstadt auf eine Menschenmenge ein, schwarzer Rauch verhüllt eine afghanische Landschaft, darunter fließt Musik wie zum Einstieg in einen Thriller.

Als er im Scheinwerferlicht seinen Vortrag beginnt, nennt sich Schäuble ein altes Fossil. Es klingt wie ein Witz: Schon komisch, dass ich immer noch da bin, Leute, oder? Wirklich komisch. Er ist 65 Jahre alt. Und er macht so ruhelos Politik, dass er fast wöchentlich Gegner aufbringt und Parteifreunde verstört.

Schäuble hat noch was vor. Satz für Satz liest er vor, es hört sich alles einfach an, fast gespenstisch normal. Die Welt verändert sich. Das zwinge den Westen in die Verantwortung. Die Welt wird gefährlicher. Das mache schlagkräftige Geheimdienste nötig. Den Terroristen sei die Trennung von Polizei und Geheimdiensten egal, nicht wahr? Also helfe sie dem Staat nicht weiter. Er schaut hinter der Lesebrille hervor. Manche hielten die Trennung für ein Verfassungsgebot. Sagt er. So ein Gebot habe er im Grundgesetz jedoch nicht gefunden. Nicht einmal eine Minute hat er gebraucht, um ein Tabu beiseitezufegen, das sich auf die Erfahrung mit dem Horror der Geheimpolizei im Nationalsozialismus gründet.

Die komplette Geschichte von Georg Löwisch über Wolfgang Schäuble und die Frage, wie der Innenminister tickt, erscheint am Samstag im Magazin der Tageszeitung. Am Kiosk.

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