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Aus Berlin entführter VietnameseStaatsanwalt fordert lebenslange Haft

Dem Geschäftsmann, der aus Berlin entführt wurde und in Vietnam angeklagt ist, droht lebenslange Haft. Ihm wird wirtschaftliches Missverhalten vorgeworfen.

Vor Gericht: der aus Berlin etnführte Trinh Xuan Thanh Foto: dpa

Hanoi rtr | Dem offensichtlich in Berlin entführten vietnamesischen Geschäftsmann Trinh Xuan Thanh droht in seiner Heimat eine lebenslange Gefängnisstrafe. Die Staatsanwaltschaft begründe ihre Forderungen mit dem Vorwurf schweren wirtschaftlichen Missverhaltens und der Unterschlagung von Renditen, berichteten vietnamesische Medien am Donnerstag.

Than war Manager bei einer Tochter des Staatsunternehmens PetroVietnam und soll mit verantwortlich für Verlusten von 150 Millionen Dollar sein. Gegen das mitangeklagte, ehemalige Politbüromitglied Dinh La Thang habe die Staatsanwaltschaft eine Gefängnisstrafe zwischen 14 bis 15 Jahren gefordert. Grund sei die „willkürliche Missachten staatlicher Vorschriften für ökonomisches Handeln“.

Thanh hatte in Deutschland Asyl beantragt. Er wurde jedoch nach Angaben der Bundesregierung im August 2017 in Berlin entführt. Nach seiner Rückkehr nach Vietnam erklärte er im Fernsehen, er habe sich selbst gestellt.

Der Vorfall hat zu diplomatischen Verwerfungen zwischen Deutschland und Vietnam geführt. Die Regierung des kommunistischen Landes hat ein verschärftes Vorgehen gegen Korruption angekündigt. Kritiker sprechen dagegen von einer politisch motivierten Hexenjagd.

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1 Kommentar

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  • Wie sicher ist es denn, dass besagte "Kritiker" nicht Teil des Korruptions-Problems, sondern Teil einer potentiellen Lösung sind?

     

    Maulhelden und solche, die in eigener Sache lamentieren, gibt es schließlich nicht nur in Europa. Die sind ganz unabhängig von Systemen unterwegs. Es wäre schön, die taz würde hier und da mal investigativ arbeiten und nicht nur billig polemisieren. Ich fühle mich nämlich nicht sonderlich gut informiert, wenn man mir lediglich diverse Meinungen vorsetzt, die jeweils aus der Luft gegriffen zu sein scheinen.

     

    Überhaupt: Wer die Wahl hat zwischen Pest und Cholera, der kann sich doch nur falsch entscheiden, oder? Korruption verschwindet nicht von selbst und auch nicht, wenn man sie nett bittet. Was sollen denn die Vietnamesen tun, die überzeugt sind, dass Korruption um so schlimmer wird, je länger sie Ganoven reich und mächtig macht? Den Westen bitten, einzugreifen? Dass ich nicht lache!

     

    Was tun eigentlich wir Europäer gegen Korruption im eignen Laden? Wann endlich kriegen unsere Autobauer oder Großbanken mal deutlich (und bis nach Vietnam hörbar) gesagt, wo ihre Selbstbedienung enden muss? Und vor allem: Von wem? Von der taz und oder Frau Merkel ja doch eher nicht, wenn ich das richtig sehe.