: Augenzeugen: Offizier zielte direkt auf Flüchtling
■ Achter Mauerschützenprozeß um Fluchtversuch am Übergang Chausseestraße
Berlin. Im achten Mauerschützenprozeß haben mehrere Augenzeugen den angeklagten ehemaligen DDR-Offizier schwer belastet. Ein 30jähriger Installateur sagte vor dem Landgericht, er habe gesehen, wie der Angeklagte am 8.April 1989 am Grenzübergang Chausseestraße aus sechs bis sieben Metern Entfernung mit einer Pistole direkt auf den flüchtenden Bernd Greiser gezielt habe. Nach den Worten eines 52jährigen Westberliner Journalisten war Greiser „schon fast im Westen“, als er gestellt wurde. Der Zeuge hatte Greiser und dessen Freund Michael Bachmann „im Sprint“ Richtung Müllerstraße rennen sehen, als der Angeklagte aus seinem Postenhäuschen gestürzt sei. Der Zeuge sagte, er habe beobachtet, wie der Angeklagte – abgestützt auf einem Zaun – mit ausgestrecktem Arm geschossen habe. Ein 32jähriger Kraftfahrer berichtete, wie er den Fluchtversuch mit der Kamera festgehalten habe. Auf den Bildern ist der Angeklagte mit einer Zigarette im Mund und einer Pistole in der Hand zu sehen. Greiser und Bachmann wurden später wegen Republikflucht zu 22 beziehungsweise 21 Monaten Haft verurteilt und durften nach der Wende ausreisen. Im Prozeß um die mutmaßlich letzten Schüsse an der Mauer wird dem Angeklagten vorgeworfen, in tödlicher Absicht geschossen zu haben. dpa
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