Auf's Spiel gesetzt: Viele Gesichter – ein Spiel
■ Ein echter „Psycho-“ Klassiker aus Bremer Spieleproduktion:
Mimürfel.
Eine kleine schwarzglänzende Pappdose steht auf dem Tisch. Deckel runter und zwölf große Holzwürfel fallen auf den Tisch. Mit wenigen Strichen und Punkten sind sechs verchiedene Mimiken angedeutet: Der Strahlemann ist unwahrscheinlich gut drauf und gewinnt allem eine positive Seite ab. Der Optimist ist auch noch ziemlich lebensbejahend. Der Erstaunte und der Unentschiedene geben nicht ganz so eindeutige Kommentare. Der Pessimist und der Zornige sind dann diejenigen, die die negativen Schwingungen ins Spiel bringen.
Das kleine Regelheftchen enthält zwanzig Vorschläge zur Benutzung der Mimikwürfel. Da ist Spaßiges und Spannendes, mit und ohne Aktion für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Hier der für mich interessanteste Vorschlag: Alle erhalten einen der Mimikwürfel und ein/e MitspielerIn darf den Anfang machen und jemandem eine Frage stellen. Je nachdem, wie vertraut die Gruppe miteinander ist, können die Fragen alle Bereiche des Lebens berühren. „Verrreist Du gern in den Süden?“ „Was hältst Du von festen Zweierbeziehungen?“ „Glaubst Du an deinen Charme?“
Der oder die Befragte legen die als Antwort passende Mimik vor sich hin. Der Strahlemann für uneingeschränkte Zustimmung bis hin zum Zornigen für vollkommene Ablehnung. Die restlichen MitspielerInnen überlegen, wie die Antwort wohl ausfallen wird und legen ihre Einschätzung mit den Würfeln. Nun können Antwort und Einschätzungen miteinander verglichen und Nacfragen gestellt werden.
Damit kommt in fast jeder Gruppe schnell ein lebhafter Austausch und manch heftige Diskussion zustande. Schwer fällt es am Anfang fast immer, die passenden, interessanten Fragen zu stellen. Doch nach eine zwei Runden kommt das Geschehen in Schwung.
Ohne aufwendiges Material, übergroßen bunten Karton und flotte Werbesprüche hat der Bremer Spieleautor Hajo Bücken vor über zehn Jahren dieses mittlerweile zum Klassiker gemauserte Spiel erfunden und im eigenen Verlag auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zu den zur Zeit sehr in Mode gekommenen Kommunikations-, Psycho- und Liebesspielen ist hier die eigene Kreativität angesprochen – und nimmt diese Eigenleistung nicht durch oft ziemlich oberflächliche Fragekarten vorweg. Bernward Nüttgens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen