: Aufrüstung statt DDR–Kredite
■ US–Unterstaatssekretär Richard Perle verlangt von der BRD Erhöhung der Rüstungsausgaben und empfiehlt, dafür DDR–Kredite zu kürzen / Europäische Haltung zu SALT II kritisiert
Osnabrück (ap) - Der Unterstaatssekretär im US–Verteidigungsministerium, Richard Perle, hat die Bundesrepublik aufgefordert, zugunsten einer Erhöhung der Verteidigungsausgaben die Kredite für die DDR zu kürzen. Perle sagte in einem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung die Bundesrepublik sollte mehr für Verteidigung, Forschung und Entwicklung aufwenden. Dazu brauche man keine Sozialpläne zu beschneiden. „Sie können anfangen, in dem Sie die Kredite für die DDR kürzen. Das wäre ein Bereich, wo Geld aufzubringen ist“, betonte der US–Politiker. Der Unterstaatssekretär warf den Verbündeten ferner mangelnde Kenntnis des Salt–II–Vertrages vor. Das sei auch in den Regierungen der Fall. Perle erklärte: „Fragen Sie mal irgendeinen europäischen Offiziellen nach dem Inhalt von Salt II. Ich glaube, Sie wären schockiert über seine wenig präzisen Kenntnisse.“ In Europa herrsche das allgemeine Gefühl vor, Verträge seien gut, egal ob sie Ergebnisse hervorbrächten, verletzt würden, oder ob sie zu einem Anwachsen der militärischen Stärke führten oder nicht. Die europäische Kritik am Abrücken der USA von Salt II nannte er ungerechtfertigt. Er kritisierte, daß von den Europäern „kein Piep“ zu hören gewesen sei, als die Sowjets mit Verstößen gegen den Vertrag begonnen hätten. Perle sagte, die Vereinigten Staaten wollten keinen historischen Fehler mehr begehen wie in den 30er Jahren, „als wir Vertragsverletzungen ignorierten, niemand sehen wollte, daß aus den deutschen Luftsportclubs die Luftwaffe, aus Pfadfindern paramilitärische Kräfte wurden“. Kommentar S.4
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