: Auflehnung gegen die Römer
■ „Mit Thora und Todesmut“ im Harburger Helms-Museum
Die Juden haben jahrtausendelang alle Verfolgungen duldsam über sich ergehen lassen? Dieses Vorurteil ist nicht wahr. In der Nazizeit gab es jüdischen Widerstand. Und fast 2000 Jahre zuvor auch schon. Dies zeigt die vom Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart zusammengestellte Ausstellung Mit Thora und Todesmut, die ab morgen im Harburger Helms-Museum zu sehen sein wird. Sie dokumentiert die Auflehnung der damaligen Bevölkerung Palästinas gegen die Zwangsromanisierung in den Jahren um Christi Geburt.
Zum größten Teil fragmentarische Tontafeln gewähren Einblicke sowohl in die bildlose Kultur der Judäer als auch in ihre Opposition gegen die römische Vereinnahmung. Andere Exponate geben Auskunft über die zwangsläufige Unterwerfung, die jedoch durch die Flucht in die Religion nach Vorgaben der Thora unterwandert wurde, und über den offenen politischen Widerstand, den die Römer im Jahr 73 in der Bergfestung Masada endgültig niederschlugen. Der Untertitel „Von Herodes bis Bar-Kochba“ macht deutlich, daß sich die Darstellung dabei nicht auf den römischen Zugriff reduzieren läßt, sondern Bezug nimmt sowohl auf die Christen als auch auf die Juden.
Auch wenn heutige Darstellungen dem polygamen Kindermörder Herodes stets einen negativen Charakter bescheinigen, ist seiner von Wohlstand und „blühenden Landschaften“ geprägten Herrschaft immerhin der opulente Neubau des Salomonischen Tempels in Jerusalem zu verdanken, das Zentrum des antiken Judentums. Seine Zerstörung und das Scheitern des Wiederaufbaus unter Bar-Kochba und schließlich die endgültige Niederlage gegen die Legionen Kaiser Hadrians machen die exponierte Bedeutung Judäas deutlich. Demnach stellt Judäa einen Eckpunkt dar zwischen römischer Reichsgeschichte und jüdisch-christlicher Heilsgeschichte. Die Stärke der Ausstellung liegt in der Vergegenständlichung dieses Spannungsbogens. Inge Nahning
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