■ Kommentar: Aufklärung, bitte!
Einer hat's gewagt: Martin Thomas von den Grünen hat bestätigt, daß der Ex-DVU-Mann Klaus Blome für den Verfassungsschutz gearbeitet hat. Einer hat sich aus dem Fenster gehängt, und wir ahnen schon, was ihm passie
ren wird. Im Brustton der Demokratieschützer werden sie über ihn herfallen. Er hätte geredet, wo er nicht hätte reden dürfen, werden sie ihm vorhalten. Wir aber werden ihn loben, weil endlich mal einer das Schweigekartell über die stellenweise dubiosen Praktiken der Verfassungsschützer durchbrochen hat.
Wenn Peter Kudella von der CDU nichts anderes einfällt als eine maulige Erklärung, weil einmal, wenigstens einmal was an's Tageslicht gekommen ist, dann wirft das genau das richtige Licht auf die Christdemokraten und ihr Verständnis vom Parlamentarismus. Kein Wort fällt Kudella ein zum politischen Skandal: Daß es die obersten Verfassungsschützer fertigbringen, einen Kandidaten zur Bürgerschaft munter weiter berichten zu lassen, das ist schon ein starkes Stück. Und wenn es stimmt, daß erst auf Intervention des Bremer Amtes der Spitzel Blome abgeknipst worden ist, dann wird die Geschichte immer doller. Sollen wir uns etwa ausmalen, die Kölner Schlapphüte hätten den Blome munter weiter spionieren lassen, wenn die Bremer nicht eingegriffen hätten?
Diese Geschichte schreit nach Aufklärung. Auch wenn die Kontrolleure der Verfassungsschützer zu Recht zum Schweigen verpflichtet sind. In diesem Fall haben sie nur eine Pflicht: Aufklärung, und zwar öffentlich! Jochen Grabler
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