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■ Auf eins ist in Berliner Taxis immer Verlaß: den Fahrer. Und:Das Leis-Preistungs-Verhältnis

Szenerie: Zwei Damen und ein Herr besteigen ein Berliner Taxi. Dame 1 setzt sich nach vorne, Dame 2 und der Herr beziehen den Rücksitz. Dame 1 nennt das Fahrziel und versucht, ihren Sitz nach vorne zu ziehen, um Dame 2 hinten mehr Beinfreiheit zu verschaffen. Einsatz Fahrer:

Fahrer: Det können Se vajessen. Der is festjeschraubt.

Dame 1 vergißt es. Fahrer fährt an. Allgemeines Schweigen.

Dame 2: (zu Herrn) Weißt du, was wir übernächsten Donnerstag machen? Da gehen wir mit Dame 1 abends nach Kleinmachnow in die Hakenburg, und...

Fahrer: Wat wollen Se denn bei der Hakenburg? Det is doch nüscht. Det is doch nur ne janz normale Burg.

Dame 1: Wenn Sie wüßten, was wir da machen!

Fahrer: Hoffentlich nich essen!

Dame 2: Doch. An diesem Tag ist nämlich Kochfestival und da...

Fahrer: Det können Se vajessen. Det is nüscht.

Dame 2: Ach, waren Sie mal dort? Und es war nicht gut?

Fahrer: Det können Se doch allet vajessen. Det is doch immer noch Osten. Und da hängt die Stasi drin. Det is vielleicht das einzig Interessante an der Burg.

Dame 1: Ja, aber haben Sie jetzt da gegessen?

Fahrer: Meine Dame, det is doch so: Da kann man nicht essen. Im janzen Osten kann man nich essen. Da stimmt doch einfach das Preis-Leistungs-Verhältnis nich. Schaun Se mal: Da war ich neulich mal in diesem Schloßhotel, bei Dings, da im Süden, Se wissen schon. Det soll det erste Haus am Platze sein. Da kommen Se rein, und da stehn noch die alten Stühle, und et sieht immer noch jenauso aus, DDR eben. Ick setz mir also und sage: Frollein, nu bringen Se mir mal nen Aperitif, nen schönen trockenen Martini. Ham wa nich. Jut, ham se nich. Denn bringen Se mir mal nen juten Whisky, nen Schiwas oder so. Hatten se ooch nich. Können Se det glooben? Det is doch keen Preis-Leistungs-Verhältnis! Hab ick Kaffee und Konjak bestellt. Det hatten se. Denn kuck ick auf die Mittagskarte. Nu war det aber schon nach zwei oder nach drei, wat weeß ick, und da sind Se denn jehalten, die Abendkarte zu konsultiern. Also Abendkarte. Da waren Schnitzel drauf. Nur Schnitzel!

Dame 1: (leicht gereizt) Na und?

Fahrer: (unbeirrt) Ick mir also lieber Filetsteak bestellt. Nach Art des Hauses. Det kam dann auf so nem riesijen Teller, wat die da immer noch haben, diese Omateller.

Dame 1: (zunehmend gereizt) Das ist ja wirklich grauenvoll!

Fahrer: (weiterhin unbeirrt) Und denn! Nach Art des Hauses! Wissen Se, wat det war? Mit Backobst! Die ham da Backobst druffjepackt! Backobst! Det war nun Art det Hauses! Wat sagen Se dazu? Backobst!

Dame 1: (sehr gereizt) Warum haben Sie sich denn nicht vorher erkundigt, was Art des Hauses heißt?

Fahrer: Ach, jehn Se mir weg! Backobst! Wer denkt denn an so was?

Dame 1: Na und? Manche Leute essen Nudeln mit Apfelmus.

Fahrer: Nee, nee. Im Osten, det können Se vajessen. Keen Leis- Preistungs-Verhältnis. Det lassen Se man lieber. Da müssen Se janz jezielt wissen, wo Se hinwollen. Zum Beispiel da unten, wissen Se, nach Potsdam, det erste Dorf links. Det is jut. Aber sonst... Ick hab da schon Sachen jejessen, da is mir heute noch schlecht von. Wenn Se mal wat Ordentliches wollen, denn jehn Se zu Huckebein am Chamissoplatz. Det is reell. Da stimmt det Preis-Leistungs-Verhältnis.

Dame 2: Ja, aber haben Sie nun in der Hakenburg gegessen oder nicht?

Fahrer: Klar. Wildragout. War nüscht. Können Se vajessen.

Hier, Gott sei Dank: Ende der Fahrt (17,80 Mark).

Protokoll: Barbara Häusler

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