american pie : Auf ein Neues
Nach der Niederlage New Yorks in Singapur wollen die Olympiabewerber aus den USA nun die Sommerspiele im Jahre 2016 ins Land holen
Sie hatten noch einmal alles gegeben, die Mitglieder der Delegation aus den USA, um der Olympiabewerbung New Yorks in Singapur doch noch zum Erfolg zu verhelfen. Der Chef der Bewerbung, Dan Doctoroff, reiste mit Muhammad Ali nach Asien und griff noch einmal tief in die Trickkiste. Das parkinsonkranke US-Sportmaskottchen konnte allerdings die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht umstimmen. Auch Doctoroffs äußerst persönlicher Vortrag, in dem er seine Erinnerungen an das Halbfinale der Fußball-WM 1994 schilderte, als er sich seinerzeit an den vielen Fahnen schwenkenden bulgarischen und italienischen New Yorkern im Giants-Stadion erfreute, brachte seine Stadt nicht auf die Siegerstraße.
Natürlich waren die Amerikaner, allen voran Michael R. Bloomberg, der Bürgermeister New Yorks, enttäuscht. Doch allzu negativ wollte er sich nicht äußern. Resignation ist seine Sache nicht. „Die Leute, die sagen, es sei schlecht, zu verlieren, kommen aus einer anderen Welt als Dan und ich“, meinte er und fügte an: „Es geht weiter.“ Ob es allerdings zu einer weiteren Bewerbung New Yorks kommen wird, ist ungewiss. Die New York Times wirft in der Ausgabe am Tag nach der Niederlage von Singapur einen Blick auf die Geschichte der New Yorker Olympiabewerbung und stellt fest, dass sich die Stadt nur deshalb gegen interne Konkurrenten wie San Francisco oder Cincinnati hatte durchsetzen können, weil man mit einem Stadion in der West Side geworben habe. Dass der Neubau politisch nicht durchsetzbar war und auch in der Bevölkerung trotz einer teuren Werbekampagne nur auf wenig Begeisterung stieß, dürfte in Zukunft nicht gerade zur Verbesserung der Chancen beitragen, noch einmal Bewerberstadt des Olympischen Komitees der USA (Usoc) zu werden.
Jim Scherr, Generalsekretär des Usoc, kündigte sofort nach der Niederlage New Yorks eine erneute amerikanische Bewerbung für 2016 an. Und er deutete an, dass es höchste Eisenbahn sei, endlich wieder Sommerspiele in die USA zu holen. Zwanzig Jahre sind es im Jahre 2016 her, dass die Spiele in Atlanta stattgefunden haben. Die letzten Winterspiele liegen dann 14 Jahre zurück. Für amerikanische Sportfunktionäre unvorstellbar lange Zeitspannen. Die nächste Bewerbung muss also absolut wasserdicht sein. Und schon beginnen Diskussionen über das Auswahlverfahren. Ein hinlänglich bekannter Mann meldete sich bereits zu Wort: Peter Ueberroth, vormals Chef des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles und als ehemaliger Vorsitzender des amerikanischen Fußballverbandes mit verantwortlich dafür, dass der Fifa-Worldcup 1994 in den USA ausgespielt wurde, forderte ein offeneres Bewerbungsverfahren. Ueberroth, heute Vorsitzender des neuen elfköpfigen Usoc-Präsidiums, kündigte ein „faires und transparentes System“ an. Er ist sich nicht einmal sicher, ob das Präsidium die endgültige Entscheidung treffen sollte. Die Kür New Yorks fand noch innerhalb dieses Führungszirkels statt. Das war allerdings vor der Reform des Usoc, als noch 120 Mitglieder im Präsidium saßen.
Auf jeden Fall ist Eile geboten. New York wurde 2002 als nationaler Bewerber auserkoren. Drei Jahre hatte die Stadt Zeit, beim IOC Werbung in eigener Sache zu machen. Nächstes Jahr also müsste der Anwärter ausgewählt sein. 2009 fällt die Entscheidung für den Nachfolger Londons als Olympiastadt.
Sätze wie den von Michael R. Bloomberg will man dann vermutlich nicht hören. Der meinte nach der Kür Londons, die Bewerbung sei einen Versuch wert gewesen, auch wenn es ein vergeblicher gewesen sei.
ANDREAS RÜTTENAUER