Auf du und du mit Schadstoffen: Umweltdetektiv
■ Auf der Suche nach dem unsichtbaren Alltagsgift in den eigenen vier Wänden
Michael Schlaphof klingelt bei einer Kundin in Buchholz/Nordheide. Sie öffnet und schildert ihm ihr Problem: Ihre halbwüchsige Tochter fühle sich oft unwohl. Sie glaubt, daß ein vor Jahren im Kinderzimmer verwendetes Holzschutzmittel der Auslöser ist. Der 37jährige Michael Schlaphof aus Salzhausen (Landkreis Harburg), der sich Umweltdetektiv nennt, packt seine Testsets aus. Mit speziellen Glasröhrchen bestimmt er den Gehalt von Formaldehyd und anderen problematischen Stoffen in der Zimmerluft. Heute findet er nichts.
Meist jedoch wird Michael Schlaphof fündig. In älteren Schränken lauert das krankmachende, aber immer noch erlaubte Formaldehyd. In schweren Vorhängen tummeln sich Hausstaubmilben, Radiowecker strahlen Elektrosmog aus. „Die Schadstoffe in Haushalten werden nicht nur immer mehr, sie treten auch in neuen Kombinationen auf, und immer mehr Menschen erkranken daran“, sagt Schlaphof. Der gelernte Schornsteinfeger, der sich in etlichen Fortbildungen auf Wohnraumanalysen spezialisiert hat, glaubt deshalb fest an den Erfolg seiner noch jungen Firma. Nach seinen Angaben ist er der einzige in Niedersachsen, der hauptberuflich als Umweltdetektiv arbeitet.
Seine Kunden sind meist Privathaushalte, doch er rückt mit seinen schweren Koffern auch in Kindergärten, Schulen und Büros an. Auf einem Bauernhof mit kranken Rindern hat er schon einmal das Wasser des hofeigenen Brunnens untersucht. Auch Streitigkeiten zwischen Vermietern und Mietern gilt es zu klären: Oft kann Michael Schlaphof schon nach wenigen Minuten sagen, ob die Stockflecken in der Wohnung auf das Konto des Besitzers oder des Mieters gehen.
Schlaphof versteht sich nicht nur als Schadstoffsucher, er schlägt auch Lösungen vor – allerdings wollen die Kunden diese manchmal gar nicht so gern hören. „Es gibt fast tragische Fälle. Da muß ich dann dazu raten, einen frischverlegten formaldehydhaltigen Parkettboden rauszureißen. So was kann man nicht sanieren.“ Oft sei es aber damit getan, an einer heißgeliebten Kommode die billige verseuchte Rückwand auszutauschen.
Auch der Kundin in Buchholz gibt Schlaphof recht einfach zu befolgende Ratschläge. Er vermutet, daß die Beschwerden der Tochter von den zahlreichen Parfümfläschchen und Kosmetika im Zimmer herrühren, und rät, sie zu entfernen. Im Elternschlafzimmer hat er noch Schimmel entdeckt. Was er hier empfiehlt, hat er auch anderswo schon oft angemahnt: Den Schimmel sofort zu beseitigen und ordentlich zu lüften. Kerstin Geisel/dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen