: Auf die Nähe kommt es an
Was kommt 2005? taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch über Projekte für die Zukunft
Ist Ihnen etwas aufgefallen in diesem Jahr? Olympische Spiele gab es wie alle vier Jahre. Aber etwas fehlte, was es 1992, 1996 und 2000 noch gab: die taz-Rettungskampagne. Heißt: Ein erfolgreiches Jahr liegt hinter der taz, auch im zweiten Jahr der Zeitungskrise. Aber was bringt das nächste?
Wie in jedem Jahr hoffen wir, dass sich unsere Bemühungen um neue Abonnenten auch positiv auf die Abo-Umsätze in 2005 auswirken werden, die ja für drei Viertel der Gesamtumsätze der taz stehen. In den letzten Jahren konnten wir regelmäßig die Umsätze steigern. Nun fragen wir uns aber, was passiert, wenn im Jahr 2005 Hartz IV auch bei den taz-Abonnenten ankommt und sich so mancher taz-Leser seine Zeitung nicht mehr leisten kann. Können wir wirklich von stabilen Abo-Umsätzen ausgehen? Auch andere Erlösaussichten sind wichtig. Bei den Anzeigen mussten wir in den letzten Jahren fallende Umsätze hinnehmen und konnten uns in diesem Jahr das erste Mal wieder über einen leichten Anstieg freuen.
Für die taz stand das Jahr 2004 schon weit im Vorfeld im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums. Durch erhöhte Marketinganstrengungen rund um den Geburtstag konnten wir so viele Kurz- und Probeabonnenten gewinnen wie nie zuvor. Wir mussten aber feststellen, dass die Umwandlung solcher Proben in unbefristete Abos schwierig und teuer geworden ist. Auch das ist ein Zeichen für ein schwieriger gewordenes wirtschaftliches Umfeld.
Wie wird sich die Zeitungskonjunktur im nächsten Jahr entwickeln? Noch herrscht Krise. Nach den Anzeigen bröckeln nun auch die Auflagen. Manche Verlage versuchen mit neuen Formaten neue Lesergruppen zu erschließen. Das Kompaktformat wurde für die Londoner U-Bahn entwickelt. Aber wenn man an die Erfolgsaussichten für Deutschland denkt, fragt man sich, wo es in Deutschland eigentlich eine Rushhour gibt, bei der man tatsächlich die Ellenbogen anlegen muss.
Gut, dass die taz schon immer kompakt war. Und gut, dass für die taz auch ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit nie in Frage stand, seit sie unter dem Dach der taz-Genossenschaft erscheint. So können wir uns weiter der Umsetzung unserer Strategien zuwenden, die sich auch 2005 von denen anderer Zeitungen sichtbar unterscheiden werden: Die taz setzt weiter auf Regionalisierung und die Nähe zu ihren Lesern.
Nach der neuen NRW-Regionalausgabe, die seit einem Jahr erscheint, soll nun auch für die Nord-taz mehr getan werden. Anders als in Nordrhein-Westfalen müssen im Norden zunächst konzeptionelle Neuerungen umgesetzt werden. Die verkaufte Auflage der taz nord wird jeweils zur Hälfte in den beiden Stadtstaaten und in Niedersachsen und Schleswig-Holstein abgesetzt. Bisher wirkte sich der zusätzliche Nutzen der Lokalteile allenfalls in den Metropolen selbst und ihren Speckgürteln aus. Nach dem neuen taz-nord-Konzept soll eine gemeinsame Themenredaktion mit Sitz in Bremen und Korrespondenten in Hamburg und Hannover täglich zwei Seiten für das gesamte Verbreitungsgebiet erstellen.
Nicht nur für die taz in den Regionen wollen wir im nächsten Jahr etwas tun, sondern auch den Blick für die Welt weiter offen halten. Nicht nur in der taz. Seit zehn Jahren gibt es die deutsche Ausgabe von Le Monde diplomatique. Zum Jubiläum, ab Mai 2005, wird der inhaltliche Wandel durch ein verändertes Layout gestützt. Eingeläutet wird das elfte Jahr mit einem Reportageheft im Mai. Zum Erscheinen gibt es dazu Jubiläumsveranstaltungen.
Die Vorhaben sollen mit dem Kapital der taz Entwicklungs KG finanziert werden, die in diesem Jahr erfolgreich ihre Arbeit aufgenommen hat. Voraussetzung ist aber, dass sich auch in diesem Herbst wieder so viele Investoren aus dem Unterstützerkreis der taz beteiligen. Wer es tut, kommt so wie die Kommanditisten des ersten Jahres noch in diesem Jahr in den vollen Genuss seines Steuervorteils. Deshalb: Sollten Sie dieser Tage nach „grünen“ Anlagemöglichkeiten suchen, die sich günstig auf Ihre Steuerklärung 2004 auswirken, dann denken Sie doch bitte auch an die taz.
KARL-HEINZ RUCH