: Auf dem Weg nach Europa
Bis zum Jahre 2010 soll die Stadt für 20 Prozent der Kleinkinder einen Betreuungsplatz anbieten. Die Preise schwanken: Für die einen gibt die Stadt 1.500 Euro im Monat aus, für andere nur 500 Euro
von Klaus Wolschner
Bis zum Jahre 2010, so hat der Bundestag in seinem „Tagesbetreuungs-Ausbaugesetz“ (TAG) beschlossen, soll Deutschland in Sachen Betreuungsangebote für Kleinkinder aufholen. Möglicherweise soll es dann sogar einen Rechtsanspruch geben wie für Kinder im Kita-Alter. Derzeit, so räumte Bremens Sozialsenatorin Karin Röpke gestern ein, stellt die Stadt Bremen für gerade 6,2 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz zur Verfügung, Bremerhaven nur für 2,5 Prozent. Dass muss sich bis 2010 ändern – eine Betreuungsquote von 20 Prozent für 2010 ist das Ziel. Im Dezember hatte der Senat für die ersten Schritte im Haushaltsplan 2006 schon zusätzliche 1,2 Millionen Euro, in 2007 4,2 Millionen Euro beschlossen. Pro Jahr sollen in Bremen 220, in Bremerhaven 118 neue Plätze eingerichtet werden.
Beworben für die erste Runde haben sich in der Stadt Bremen inzwischen 40 Einrichtungen mit 550 Plätzen – da nur 220 vergeben werden sollen, hat der Jugendhilfeausschuss die Wahl. Das Konzept soll zählen, die Verteilung über die Stadtteile, der Bedarf, aber auch der Kostenaspekt wird nicht unwichtig sein. Ein Drittel der Plätze soll an die (teureren) Kita-Träger vergeben werden, ein Drittel an Eltern-Kind-Gruppen, ein Drittel an Tagesmütter. Die staatlichen Ausgaben liegen so weit auseinander, dass das Sozialressort keine Zahlen nennen will.
Bei betrieblichen Betreuungsangeboten schießt das Ressort in der Regel nur die Hälfte dessen zu, was freie Träger bekommen. Bei Trägern wie den Kirchen wird ein Eigenbeitrag erwartet. So schwanken die Kosten für die Behörde pro Monat und betreutem Kleinkind zwischen rund 1.500 Euro und 500 Euro für ein Kind, das von einer Tagesmutter versorgt wird oder in einer privaten Eltern-Kind-Gruppe.
Für alle Betreuungsformen gilt – auch nach der bundesgesetzlichen Regelung – ein hoher Standard der geforderten Qualifikation. Wer zum Beispiel „Tagesmutter“ werden will, muss in Bewerbungsgesprächen seine Eignung testen lassen und dann noch über neun Monate eine begleitende Weiterbildung absolvieren. Die gemeinnützige GmbH „Pflege in Bremen“ (PiB) betreut die Tagesmütter, kümmert sich um Beschwerden und kann im Zweifelsfall auch entscheiden, dass einer Bewerberin nur zwei Kinder anvertraut werden. Maximum ist vier, Einzelfälle fünf Kinder pro Betreuerin.
Bis zum Sommer soll der Jugendhilfeausschuss nun entscheiden, welche „Bewerber“ für das neue Angebot einen Zuschlag bekommen. Welche „Sätze“ dann als staatlicher Zuschuss pro Kind gezahlt werden, soll dann in Einzelverhandlungen festgelegt werden – einen generellen „Preis“ gibt es genauso wenig wie im Bereich der Kita-Betreuung. Wie schnell das Angebot ausgeweitet wird, soll auch von der Nachfrage abhängen, meinte Sozialsenatorin Röpke.
Die FDP hat derweil heftige Kritik an der Kindergarten-Politik der CDU formuliert. „Es ist unlauter, erst die Kita-Gebühren zu erhöhen und dann postwendend kostenlose Kindergartenplätze zu fordern“, erklärte der stellvertretende FDP-Landesvorsitzende Magnus Buhlert. Welche Bedeutung die „Kostenlos“-Forderung der drei CDU-Senatoren für den Ausbau der Betreuung der Kleinkinder hat, sei offen, meinte der Sprecher des CDU-Bürgermeisters Thomas Röwekamp. Bei dem Senatoren-Papier handele es sich schließlich nur um ein „Strategiepapier“, keine Beschlussvorlage.