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Archiv-Artikel

Auf dem Rückzug

Senat sieht nur rund 60 organisierte Rechtsextreme in Bremen. Linke forderte „offensivere Berichterstattung“

Von mnz

Auf lediglich etwas mehr als 60 Personen beziffert der Senat den organisierten Kreis der rechtsextremen Szene in Bremen. Das ergibt sich aus einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion. Im letzten Verfassungsschutz wird die Zahl der aktiven Rechtsextremisten im Land Bremen auf rund 285 Personen beziffert, 2005 sollen es in etwa ebenso viele gewesen sein.

Rund 35 Personen werden der lokalen Kameradschafts- sowie der Skinheadszene zugerechnet, weitere 15 den „freien“ Nationalisten. Hinzu kämen die auf fünf Köpfe bezifferte NPD-Vorfeldorganisation „Bremer Bündnis gegen Gewalt“ sowie drei rechtsradikale Bands. Allerdings seien diese „in den letzten Jahren“ nicht in Bremen aufgetreten. Nach „internen Querelen“ ganz auf dem Rückzug sei die „Kameradschaft Bremen“, die nach dem Rückzug einiger Führungsleute jetzt auf „eine Handvoll“ Mitglieder zusammengeschmolzen sei. 2002 wurden ihr 20 bis 30 Personen zugerechnet.

Gar nicht in Bremen existent hingegen sind laut Senat die „Autonomen Nationalisten“ (ANS), die sich in ihrem Erscheinungsbild an dem Schwarzen Block der Linken orientieren. Sie würden von anderen rechten Kräften in Bremen „größtenteils abgelehnt“. Südlich von Bremen hingegen sind die ANS aktiv: Mitte Januar versuchten „Autonome Nationalisten“ am Gymnasium Ganderkesee einen Vortrag zur „Prävention gegen Rechtsextremismus im Alltag“ zu stören. Und in Hamburg versammelten sich kürzlich 400 autonome Nationalisten. Der Verfassungsschutz hatte deren Zahl zuvor nur auf 200 Personen geschätzt.

Nicht näher eingegangen wird auf die zuletzt gestiegene Gewaltbereitschaft der Rechten: So wird zwar die Anschlagsserie vom Februar erwähnt, von der neben dem Lidice-Haus insbesondere Bremen-Nord betroffen war. Der Täterkreis sei gefasst, heißt es lapidar, welchem rechten Spektrum er zuzuordnen ist, das sagt der Bericht nicht. Die Linke forderte denn auch eine „offensivere Berichterstattung“ im Parlament ein, geht aber davon aus, dass die Beschreibung der Szene „im Wesentlichen“ fundiert sei. mnz