piwik no script img

Auf Hucky folgt Robert

■ Robert Bücking, Kandidat der Grünen, wird „Viertel-Bürgermeister“ nominiert

Am Dienstag abend gegen 20.30 Uhr war alles vorbei: Mit 14 Stimmen war Robert Bücking von den Beiräten Mitte und Östliche Vorstadt als neuer Ortsamtsleiter nominiert. Der Gegenkandidat der CDU, Gesamtbeiratssprecher Bernd Huse, war im entscheidenden dritten Wahlgang nur auf elf Stimmen gekommen. Bücking bedankte sich für die Wahl und erklärte, er hoffe auf „produktive Zusammenarbeit in den nächsten zehn Jahren“. Er wolle der Ortsamtsleiter der gesamten Beiräte und nicht nur einzelner Fraktionen sein.

Dieser Ausgang des Wahlverfahrens war eine halbe Stunde vorher noch alles andere als sicher. „Wenn die CDU Huse zurückzieht, dann wird Bücking nicht Ortsamtsleiter“, meinte der FDP-Beiratsvertreter Mulde noch in der Beratungspause nach dem zweiten Wahlgang. Bücking hatte acht der neun grünen Stimmen und zwei von der SPD bekommen, Huse lag mit nur einer Stimme Differenz noch Kopf an Kopf dahinter. Stimmen von „Wir im Viertel“, SPD und FDP hatten sich vor allem auf Wiebke Rendigs (4) und den Überraschungskandidaten Diers (4) verteilt. Anne Mentzen (SPD) hatte schon im zweiten Wahlgang keine einzige Stimme ihrer Partei mehr bekommen. „Ich liebe sie immer noch“, meinte sie trotzig.

Für die FDP-Beiräte ging es vor allem darum, Huse zu verhindern: „Alles hängt davon ab, ob die CDU einen Kompromißkandidaten wählt“, meinte Mulde. Deshalb wurde nach dem zweiten Wahlgang die Sitzung eine halbe Stunde unterbrochen – für Verhandlungen. Überall standen Grüppchen herum und redeten eifrig aufeinander ein.

Als die Beiräte dann wieder Platz nahmen, herrschte eisiges Schweigen. Niemand wünschte das Wort, niemand wollte erklären, was verhandelt worden war. Um so gespannter die Atmosphäre, als Versammlungsleiter Jens Knudtsen vom Innenressort die Stimmverteilung im dritten geheimen Wahlgang verkündete: Zwei Stimmen mehr für Huse als im zweiten Wahlgang, fünf Stimmen mehr für Bücking.

Was sprach gegen Huse? „Ich weiß es nicht“, sagt der CDU-Kandidat selbst. Daß seine persönliche Vorstellung nicht besonders günstig war, könne doch nicht entscheidend sein bei einem so bekannten Mann, wundert sich auch die CDU-Bürgerschaftsangeordnete Ulrike Schreiber, die vor Jahren (erfolglos) gegen Hucky Heck angetreten war. Für Stefan Schafheitlin („Wir im Viertel“) liegen die Gründe gegen Huse klar auf der Hand: Erstens war von dem CDU-Mann zu erwarten, daß er bei Themen wie Verkehrsberuhigung oder Bebauung der Pauliner Marsch nicht voll mit der Mehrheit der Beiräte mitziehen würde, daß er als CDU-Mann das politische Spektrum des Viertels nicht repräsentiere und schließlich auch seinen „Lebensmittelpunkt“ nicht im Viertel habe.

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Jens Eckhoff hatte die Wahlgänge mit Interesse verfolgt. Daß die CDU vielleicht einen Fehler gemacht haben könnte, an Huse bis zum schlechten Ende festzuhalten, findet er nicht: „Wir erwarten vom Innensenator, daß er dem Votum der Beiräte nicht folgt“, meinte Eckhoff. Im Vorfeld der Wahl war die Frage aufgeworfen worden, ob Innensenator van Nispen, der dem Senat den neuen Ortsamtsleiter vorschlagen muß, den Kandidaten Bücking ablehnen könnte, weil der weder eine juristische Ausbildung noch Verwaltungserfahrung hat. Van-Nispen-Referent Knudtsen bekräftigte jedoch, sein Senator habe sich zu diesem Thema aktuell nicht geäußert und es gehe nur um die Kriterien, die der Beirat selbst aufgestellt hatte. Im Innenressort geht man davon aus, daß van Nispen nach dem 3. Oktober den von den Beiräten ausgewählten Kandidaten dem Senat als neuen Ortsamtsleiter vorschlagen wird.

K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen