: Auf Gummistiefeln durch die Galaxis
■ Strahl me up, Schrotty: Der erste, äußerst amüsante plattdeutsche Science-Fiction-Film „De Apparatspott“ wird jetzt im Kulturzentrum Lagerhaus gezeigt
Es gibt wohl keine TV-Serie, die in letzter Zeit so oft und gerne parodiert wurde wie „Raumschiff Enterprise“. Mit „Galaxy Quest“ läuft gerade eine teure und hochprofessionelle Hollywood-Persiflage auf das Pop-Phänomen „Star Trek“ in den deutschen Kinos, aber auf dem anderen Ende der Scala kommt jetzt endlich der erste plattdeutsche Sciencce-Fiction-Film nach Bremen.
Die beiden Sulinger Filmbegeisterten Martin Hermann und Michael Schumacher haben in den letzten drei Jahren an dieser norddeutschen Spaceopera gebastelt. Darin spielt Schumacher den Kaptain Kork, und seine Kumpels aus dem Dorf mimen Figuren wie Schrotty, Pulle und Frollein Uhure. Dem Vulkanier Mr. Spock entspricht hier der ebenso spitzohrige Herr Spick vom „Bremer Vulkan“, und so geht es endlos weiter mit den parodistischen Bezügen. Sogar Originalbilder aus der TV-Serie hat der Regisseur und Videotrick-Tüftler Martin Hermann frech geklaut, und so ist es wohl juristisch notwendig, wenn in allen Ankündigungen betont wird, der Film sei „ein nicht-kommerzielles Fan-Projekt“.
Nun muss man auch ein Fan sein, um noch eine Parodie auf die Serie durchweg amüsant zu finden. Vieles kennt man so schon zur Genüge: Natürlich wackeln bei den Starts und Angriffen feindlicher Raumschiffe alle Darsteller auf der „Brücke“ ganz doll mit Kopf, Armen und Beinen, natürlich sind die Kostüme möglichst trashig und labberig geschneidert und natürlich wird heftig herumge“beamt“ („Strahl me up, Schrotty“).
Komisch ist dagegen der Kontrast zu norddeutschem Dialekt und Lebensart. Selbst die grotesk maskierten Aliens sprechen schwerstes Sulinger Platt, bei dem wohl selbst die BewohnerInnen aus den Nachbargemeinden einiges schon nicht mehr verstehen können, und auch im All dreht sich für die Space-Bauern natürlich alles um Bier und Korn.
Das ist streckenweise schon sehr witzig, wie da eine Clique von jungen Bauern in Gummistiefeln und Stallmontur sich in Sternenzeit null-komma-nichts in die Mannschaft eines Raumschiffs verwandelt wird, das der Bastler der Clique zu Hause auf seiner Werkbank zusammengeschweißt hat.
Interessant ist der liebevoll gemachte Film von der technischen Seite her, denn hier kann sehr schön beobachtet werden, welche Videotricks jedermann inzwischen mit einer relativ billigen Standardausrüstung zusammenbasteln kann. Vor einigen Jahren hätten die Filmemacher noch ihre Modelle an Bindfäden durchs Bild fliegen lassen müssen, jetzt kann solch ein begabter Amateur wie Martin Hermann am Computer Videoanimationen machen, die zwar manchmal noch etwas holprig zusamengeschustert wirken, aber im Prinzip nicht anders aussehen als das Original. Da fliegen die Raumschiffe, knattern die Laserkanonen, fressen die Weltraummonster die Spacejets, und dazu zitiert Martin Hermann dann an seinen Keyboards auch noch die jeweils passende Filmusik aus „Enterprise“, „Starwars“, „Raumpatrouille Orion“ oder „Winnetou“.
Und spätestens wenn ein dicker Weltraumfrachter das Schiffshorn eines großen terranischen Dampfers erklingen lässt, ist man von der Kombination platt und space restlos überzeugt.
Wilfried Hippen
„De Apparatspott“ läuft heute, Freitag, und morgen Abend um 21 Uhr in Etage 3 des Kulturzentrums Lagerhaus (ohne Untertitel!).
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