Auf Du und Du mit der Staatsrat-Berufung: Werbung für Lüthge
■ Streit um Tine Wischers Staatsrat-Wahl
Ganz still rumort es in der SPD, der Ortsvereins-Vorstand Schwachhausen-Nord hat dem Grummeln jetzt Worte verliehen: „Wir mißbilligen, daß Jürgen Lüthge, ein gestandener Sozialdemokrat, der über besondere fachliche Kompetenz für das Umweltressort verfügt, jetzt, wo die Position des Staatsrates in diesem Ressort von einer Senatorin der SPD zu besetzen ist, nicht berufen wird.“
Der Fall ist in der Tat bemerkenswert. Denn Lüthge hat jahrelang das Umweltressort aufgebaut. Als er mit seiner Senatorin Eva-Maria Lemke-Schulte ins Bauressort wechselte, weil der neue grüne Umweltsenator Ralf Fücks einen eigenen Staatsrat ins Haus holte, da war es lange ein Problem, daß Lüthge „sein“ altes Ressort besser kannte als die neuen Kollegen. Daß die Kompetenz für Stadtplanung und Energiepolitik dem Umweltressort zugeschlagen wurde, war lange von Lüthge gefordert und begründet worden – die „Ernte“ der Arbeit konnte 1991 der Grüne einfahren.
So war nach der Bildung der Großen Koalition bald klar: Lüthge mußte dem neuen CDU-Staatsrat im Bauressort weichen, ins Bildungs-Ressort würde er nicht wechseln wollen, aber „sein“ Umweltressort hätte er gern wieder übernommen. Allein – da saß der kompetente grüne Staatsrat Manfred Morgenstern, den Tine Wischer übernehmen wollte.
Doch als Morgenstern das Angebot erhielt, Staatssekretär im rot-grünen Düssendorf zu werden, wartete Lüthge darauf, daß er gefragt würde. Doch das geschah nicht. Lüthge hörte nichts von der Parteifreundin Wischer – bis die Nachricht kam: Fritz Logemann, Abteilungsleiter aus dem Wirtschaftsressort und persönlich bekannt mit den Wischers, wird neuer Staatsrat.
In der SPD sind diese Zusammenhänge wohlbekannt. Der Ortsverein Schwachhausen-Nord zieht sich dennoch auf die förmliche Position zurück, „der Steuerzahler“ würde nicht verstehen, warum ein kompetenter Staatsrat – Lüthge – ohne Grund spazieren gehen geschickt wird. Auf eine inhaltliche Begründung der Senatorin konnte der Ortsverein nicht eingehen – warum sie Lüthge nicht wollte, hat Wischer auch intern bisher noch nie begründen müssen. K.W.
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