Auf Du und Du mit der Kochkiste: Nachhaltig in Namibia
■ 60 Bremer Sonnenöfen finden Verwendung in holzarmen Gebieten
Harald Schütt ist Entwicklungshelfer des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) an einem Berufsbildungszentrum im Norden Namibias. Nebenher etabliert er Produktions- und Vertriebsstrukturen für den „Sonnenofen“: In der mit Aluminium ausgekleideten Kochkiste aus Sperrholz mit Glasdeckel wird das Essen mit thermischer Solarenergie gegart.
taz: Sie haben vor drei Jahren den Sonnenofen nach Namibia gebracht. Was ist aus dem Projekt geworden?
Wir haben fünf Tischlerinnen ausgebildet, die die Öfen in guter Qualität als Kleinserie bauen können. Inzwischen sind rund 80 Exemplare gebaut. Die ersten 27, in zwei Workcamps von „Praktische Solidarität International“ mit Frauen aus Bremen hergestellt, verbleiben bei den beteiligten namibischen Frauen. Sie sollen den Sonnenofen als „selling agents“ auf Provisionsbasis vertreiben.
Wie viele Öfen sind bis jetzt verkauft?
Etwas über 30. Das ist schon ganz ordentlich bei einem Preis von fast 200 Mark. Nach spätestens einem halben Jahr amortisiert sich der hohe Preis durch das gesparte Feuerholz.
Wie ist die Akzeptanz?
Viele der so genannten Akzeptanzprobleme existieren vor allem in den Köpfen der Europäer. Das Problem der durchschnittlichen afrikanischen Frau ist, Essen auf den Tisch zu bringen. Damit beschäftigt sie sich den ganzen Tag. Wann sie damit anfängt, ist relativ egal, wenn sie sich während des Garens anderen Aufgaben zuwenden kann. Unser Qualitätsanspruch an den Ofen ist, dass er im Lande produzierbar ist, dauerhaft ist und zur Bereitung von zwei Mahlzeiten am Tag taugt. Und das erfüllt er auch. Inzwischen haben wir ein Kochbuch mit den wichtigsten landestypischen Rezepten für den Sonnenofen herausgegeben.
Was ist mit der sozialen Bedeutung des abendlichen Feuers?
Das ist europäische Pfadfinderromantik. AfrikanerInnen finden Feuer in erster Linie heiß. Und Holzsammeln ist angesichts der fortschreitenden Entwaldung eine Scheißarbeit. Große Familien müssen für gekauftes Holz drei Mark am Tag ausgeben. Allein dadurch entsteht ein Markt für den Sonnenofen.
Ist der Ofen für die Namibier nicht zu teuer?
Als Null-Budget-Projekt hätten wir ihn nicht billiger machen können. Aber der hohe Preis ist kein Fehler: Die Ofen-Besitzerinnen werden so zu Role-Models, das Sonnenkochen hat einen hohen Status. Anders als in Indien: Da kostet der Ofen rund ein Zehntel, aber die Leute kochen trotzdem lieber mit Kerosin. Wer einen Sonnenofen vor der Tür hat, ist ein armer Schlucker. Fragen: not
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