Audiobiologie: Beethoven aktiviert Pflanzengene
Auch Pflanzen reagieren auf Musik. Koreanische Forscher wollen tonsensitive Gensequenzen nutzen, um Gene bei Nutzpflanzen gezielt anzuschalten
dpa/wfl/taz Auch Pflanzen können nach Angaben südkoreanischer Forscher "hören". Sie hatten Reispflanzen mit klassischen Musikstücken wie etwa Beethovens Mondscheinsonate beschallt. Daraufhin seien zwei Gene in den Pflanzen aktiv geworden, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist.
Das Team um Jeong Mi Jeong vom Staatlichen Institut für Landwirtschaftliche Biotechnologie in Suwon hat die Pflanzen bei Tag und bei Nacht der Beschallung mit verschiedenen Tönen ausgesetzt. Gleichzeitig untersuchten die Forscher die Genaktivität. Bei ganz bestimmten Frequenzen seien zwei Gene besonders aktiv geworden, sagte Jeong dem Magazin. Zudem könne der an einem der tonsensitiven Gene sitzende Genschalter, der sogenannte Promotor, an andere Gene angelagert werden, so dass diese wiederum selbst auf Töne reagieren könnten.
Sollte sich die Entdeckung der Wissenschaftler als richtig erweisen, könnten zukünftig Landwirte durch die Erzeugung von Schallwellen spezifische Pflanzengene nach Belieben an- und ausschalten, hieß es. Das könnte gezielt bei Genen angewandt werden, die beispielsweise das Blühen hervorrufen. Dazu müsste dann nur die auf die Töne reagierende Gensequenz mit den Genen gekoppelt werden, die angeschaltet werden sollen. Das sei billiger und umweltfreundlicher als die derzeit in den Laboren genutzten Techniken, bei denen Gene durch Chemikalien gereizt würden, sagte Jeong. Die Ergebnisse der Südkoreaner seien jedoch auf tiefe Skepsis gestoßen, schreibt das Magazin. So habe der Experte Philip Wigge vom John Innes Centre in der britischen Stadt Norwich kritisiert, dass die Techniken der Koreaner veraltet und die Tests nicht umfassend genug gewesen seien. Selbst wenn Töne bestimmte Genaktivitäten hervorriefen, sei damit noch nicht der praktische Nutzen erwiesen.
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