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Auch zum Hochzeitstag

■ Stiefmütterchen von unten – im voraus bezahlt: Ohlsdorfer Friedhofsgärtner feiern 25 Jahre Treuhand der Dauergrabpflege Von Iris Schneider

25 gelbe Stiefmütterchen im Frühjahr, fünf rote Knollenbegonien im Sommer und für den Winter die unvermeidliche Abdeckung mit Tannengrün, das ganze unterlegt mit dunkelgrünen Bodendeckern vom Typ Viburnum davidii: So sieht die zweckmäßige Bepflanzung auf den Gräbern der Hansestadt aus. Meist sind es Frauen, die so das Grab des verstorbenen Gatten pflegen. Aber wer wird dereinst nach ihrem Ableben das Grab bepflanzen? Keine Sorge, dafür gibt's seit 25 Jahren die Treuhand. Nein, nicht die Treuhand, sondern die Treuhandstelle für Dauergrabpflege.

Laut Umfrage wissen 85 Prozent aller Bundesbürger was damit gemeint ist. Für die übrigen 15 Prozent sei es hier erklärt: Ein schon zu Lebzeiten geschlossener Vertrag garantiert, daß auch Jahre nach der Beerdigung das Grab noch hübsch und gepflegt aussieht. Rund 4000 Mark lassen sich Jahr für Jahr 600 HamburgerInnen diesen Service kosten. Dafür können sie bis ins Detail regeln, wie die zweieinhalb bis drei Quadratmeter um den Grabstein gestaltet werden sollen. Und wer weiß, vielleicht ist so schon die eine oder andere Ehefrau, zumindest posthum, in den Genuß eines Blumenstraußes zum Hochzeitstag gekommen. Denn dank EDV-Unterstützung kann die Fried- hofsgärtnergenossenschaft, die die Treuhandstelle ins Leben gerufen hat, auch Wünsche zu individuellen Gedenktagen pünktlich erfüllen.

Die 1971 institutionalisierte Dauergrabpflege war eine so gute Geschäftsidee, daß der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Treuhandstelle und Vorstandsmitglied der Friedhofsgärtnergenossenschaft, Peter Cornils, zum Jubiläum gestern strahlte: „Wenn ich nochmal auf die Welt komme, werde ich wieder Friedhofsgärtner.“

An der guten Auftragslage änderten auch die anonymen Bestattungen nichts. Zwar wird auf dem Ohlsdorfer Friedhof inzwischen ein Viertel der Toten ohne Grab und Stein beigesetzt, aber „die wirken sich nicht so aus. Die hätten das Grab sonst wohl privat oder gar nicht pflegen lassen“, vermutet Friedhofsgärtner Curt Westphal.

Hin und wieder gibt es auch Pflegeengpässe bei Toten, die alles andere als anonym zu nennen sind. Zu denen gehört der blonde Hans. Gemeinsam mit neun Verwandten liegt er auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Doch die einst große Sippe hat keine Nachkommen. Die Grabstätte verfiel. Vier Jahre lang bezahlte eine unbekannte Verehrerin des Charmeurs die Pflege. Dann wollte die Friedhofsverwaltung das Grab einebnen. Treue Fans haben schließlich 20.000 Mark aufgebracht und so dafür gesorgt, daß die letzte Ruhestätte von Hans A. für weitere 25 Jahre erhalten bleibt. Und der Treuhandstelle ist es eine Ehre, für den pietätvollen Pflanzenschmuck zu sorgen. Auf eigene Kosten.

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